Posts tagged: Synode

Die Ballade von Immernoch und Längstschon – zu Silvester/Neujahr

By , 31/12/2011 11:03

Wie schön sie doch sind, die Tage zwischen den Jahren: Das alte Jahr ist nicht mehr, das neue noch nicht. Für alles gibt es eine Stunde, sagt man – in diesen Tagen: die stille Stunde zur Entspannung im Raum zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht. Zur Ruhe kommen, endlich…

Pustekuchen.

Jetzt erst finde ich doch Zeit dafür, nach dem Alltäglichen der vergangenen elfeinhalb Monate die letzten (und teilweise vorletzten) Pendenzen des alten Jahres abzuarbeiten und mich auf die ersten Wochen im neuen Jahr vorzubereiten. Das Nichtmehr des alten Jahres ist in Wirklichkeit ein lautes, forderndes Immernoch, das Nochnicht des neuen ein ebenso lautes, forderndes Längstschon.

Doppelte Arbeit also.

Und so habe ich die vorlesungs- und unterrichtsfreie Zeit zwischen Weihnachten und Silvester v.a. damit zugebracht, die über das Jahr angesammelten Kleintiere kurzzeitig über meinen Körper gewinnen zu lassen, meine Proseminararbeit zu Løgstrups Ansatz der “ethischen Forderung” doch noch fertigzustellen und, ebenfalls längst geplant, ein Arbeitszeugnis zu formulieren (immer wieder eine Herausforderung) – zugleich aber auch schon damit, den Unterricht der ersten Nachferienwoche sowie eine Hebräisch-Gesamtrepetition für die Tutoratsgruppe vorzubereiten. Jetzt steht noch ein Grossputz an. Wenn ich schon einmal dran bin…

Heute abend immerhin wird eine Pause eingeschaltet.

Ich verneige mich in grosser Dankbarkeit vor dem ausgehenden Jahr. Dieses war, soviel steht fest, das bis anhin ereignis- und lehrreichste, was mein Engagement in den Bereichen Theologie und Kirche anbelangt. Ich durfte beispielsweise feststellen, dass meine theologische Urteilskraft in den vergangenen zwei Semestern einige Fortschritte gemacht hat und ich mich mehr und mehr imstande fühle, an den Diskussionen in den universitären Veranstaltungen ernsthaft teilzunehmen. Auch denke ich sehr gerne an das religions- und bibelwissenschaftliche Seminar in Jerusalem und an das Barth-Blockseminar auf dem Leuenberg zurück, ebenso an die (erfolglose) Kandidatur für das Kirchenparlament und die (bisher erfolgreiche) Leitung der Bubiker Pfarrwahlkommission. Es ist viel gelaufen, und ich habe, es ist tatsächlich so einfach, nur gewonnen.

Zugleich schaue ich erwartungsvoll dem neuen Jahr entgegen. Was es für mich bereithalten wird? Der Uni-Stundenplan des ersten Semesters jedenfalls ist kreditpunktebedingt bereits stark reduziert, und im zweiten Halbjahr geht es in die praktische Ausbildung durch das Konkordat, was, beides, so hoffe ich, einige neue Erfahrungen und Impulse ermöglichen und bringen wird. Darauf bin ich gespannt. Wenn das neue Jahr nur halb so lehr- und abwechslungsreich wird wie das alte, bleibe ich ein glücklicher, zufriedener Mensch.

Das wünsche ich auch Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser: eine kleine Pause heute abend und, morgen beginnend, ein gutes neues Jahr mit den richtigen Herausforderungen zur rechten Zeit.

Fraktiönligeist im Rathaus

By , 21/09/2011 12:32

In der Medienmitteilung über die konstituierende Synodalsitzung von gestern ist mir ein kleiner Nebensatz besonders aufgefallen: Offenbar konnten es sich einzelne Synodale nicht verkneifen, dafür zu votieren, “dass die Kandidatinnen und Kandidaten vor den Wahlen ein persönliches Profil abgeben sollten, wenn man sich nicht schon vorher für die Fraktionszugehörigkeit entscheiden müsse”.

Ein kleiner, aber nicht unwichtiger Nebensatz, den ich kommentieren möchte, als ehemaliger Kandidat wie auch als Stimmbürger: Ich kenne die Forderung nach einer Absichtserklärung zur Fraktionswahl – sie ist weiter verbreitet, als es in der Medienmitteilung den Eindruck macht. Auch mir gegenüber haben mehrere Alteingesessene im Zuge meiner Kandidatur gesagt (und dies durchaus verständnislos-stämpfelnd), ich solle mich outen, also entscheiden und kommunizieren, welcher Fraktion ich, sollte ich gewählt werden, beizutreten gedenke. Diese Forderung ist ist im Grunde nicht unberechtigt. Als Stimmbürger möchte ich ja wissen, wen ich in die Synode wähle.

Die Neo-Synodalen dürfen den Ball meiner Meinung nach aber guten Gewissens an die Fraktionen zurückspielen. Schaffen es die Fraktionen denn, sich ausserhalb der Synode, in der weiteren Kirchenlandschaft – bei Kandidierenden wie Stimmbürgern –, bekannt zu machen? Versuchen sie es überhaupt? Meine Antwort ist in beiden Fällen ein bestimmtes Nein.

Auf welcher Grundlage soll man sich dann aber als Neu-Kandidierender, der den Synodalbetrieb nicht kennt, für die passende Fraktion entscheiden können? Und was mache ich als durchschnittlich interessierter Stimmbürger mit Fraktionsangaben, die mir – ja: auch mir! – selbst nach einer Online-Recherche herzlich wenig sagen?

Klar, es gibt für beide, Kandidat wie Stimmbürger, die Möglichkeit, im Vorfeld der Wahl per E-Mail Erkundungen bei den verantwortlichen Personen einzuholen. Just dies habe ich als damaliger Kandidat denn auch getan: Ich erbat bei den vier Fraktionspräsidenten Informationen zu den von ihnen angeführten Fraktionen – und erhielt beinahe ausschliesslich nichtssagende Auskünfte im typischen “Kirchensprech”. Auf meine Frage nach konkreten Anliegen, die von den jeweiligen Fraktionen im Laufe der vergangenen Legislaturperiode in die Synode eingebracht wurden und allenfalls durchgesetzt werden konnten, wurde nicht eingegangen. Als löbliche Ausnahme ist Pfr. Matthias Reuter, der Präsident der religiös-sozialen Fraktion, zu nennen, mit dem ich einen interessanten E-Mail-Austausch hatte.

Die Situation ist also die folgende: Bei den Fraktionen handelt es sich im Grunde um innersynodale Arbeitsgrüppli, die weder ausserhalb des Kirchenparlaments bekannt sind noch sich im Austausch mit potentiellen Mitgliedern auskunftsfreudig zeigen. Eine offene Berichterstattung seitens der Fraktionen über die Legislatur-Arbeit gibt es nicht – von keinem einzigen Kandidaten habe ich einen differenzierten Rückblick über dessen Arbeit in der Synode gelesen.

Während Altgediente sich also nicht rechtfertigen müssen, sollen sich neu Kandidierende für eine der vier Black-Box-Gruppierungen (oder ein “Profil”) entscheiden, bevor sie deren Arbeit überhaupt kennen. Und die Stimmbürger sollen dann anhand nichtssagender Absichtserklärungen eine Fraktion und also deren Kandidaten einschätzen können?

Wenn es wirklich ein Anliegen der Synode sein sollte, von der Personenwahl wegzukommen – wer am meisten Leute in seinem erweiterten Bekanntenkreis mobilisieren und allenfalls den Zusatz “bisher” hinter seinem Namen zu Markte tragen konnte, wurde bisher in der Regel gewählt -, dann wäre es an den einzelnen Synodalen, den Fraktionen und allenfalls sich daraus ergebenden aussersynodalen Gruppierungen, sich der Kirchenöffentlichkeit zu stellen: mit Podien und regelmässigen, online verfügbaren Berichten aus dem Tagesgeschäft – und mit Informationen zu den Fraktionen, die wirklich etwas aussagen. Deren Bezeichnungen allein reichen sicher nicht aus: Was genau soll sich ein theologischer Laie vorstellen unter religiös-sozial (“sind wir nicht alle sozial?”), evangelisch-kirchlich (“sind wir nicht alle evangelisch und in der Kirche?”), liberal (“sind wir Reformierten nicht sowieso liberal?”) und, hier ist auch jeder theologisch Gebildete ratlos, Synodalverein?

Nicht falsch verstehen: Diese Bezeichnungen mögen alle ihre Geschichte und ihre Berechtigung haben. Es ist aber an den einzelnen Fraktionen, sich in der breiteren Kirchenlandschaft bekannt zu machen, bevor sie Forderungen an Neo-Synodale stellen.

Zur neuen Amtszeit der Synode

By , 21/09/2011 11:13

Gestern, am 20.9.2011, hat sich die Kirchensynode des Kantons Zürich in ihrer neuen Zusammensetzung konstituiert. Allen Synodalen und Kirchenräten, alten wie neuen, wünsche ich, dass nicht nur sie Freude an der Arbeit haben, sondern auch die Weisheit: an ihnen und ihrem Tun (Spr 8,22-31).

Ich werde sie, als gesetzgebende bzw. ausführende Kräfte in “meiner” Kantonalkirche, auch in Zukunft aus der Distanz beobachten.

(K)ein Leserbrief im “Zürcher Oberländer”

By , 22/05/2011 17:47

Noch am Tag der Synodalwahl habe ich einen Leserbrief an den “Zürcher Oberländer” gesandt. Ich hätte mich gefreut, wenn er abgedruckt worden wäre – wurde er aber nicht. Vielleicht war er zu positiv formuliert? Den Grund werde ich vermutlich nie erfahren; zumindest habe ich auf meine beiden Nachfragen hin keine Antwort bekommen.

Nun denn – hier ist der Text, den ich am 15.5.2011 abgeschickt habe:

“Trotz grosser Bemühungen von meiner Seite hat es am vergangenen Sonntag nicht gereicht für meine Wahl in die reformierte Kirchensynode. Das ist enorm schade – ich kann damit aber gut leben. Gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, den Gewählten zu ihrem Erfolg zu gratulieren. Mögen Sie den Bezirk in der Synode mit Freude und Weisheit vertreten! Zugleich möchte ich meinen Unterstützerinnen und Unterstützern für das Vertrauen danken, das sie in mich gesetzt haben. Die vielen positiven Rückmeldungen vor und direkt nach der Abstimmung bestärken mich darin, mich auch in Zukunft für eine reformierte Kirche einzusetzen, welche die Gemeindeautonomie stärkt und der jüngeren Generation eine Stimme gibt.”

Übrigens: Der ZO hat durchaus Leserbriefe zum Thema abgedruckt. Die Briefe zweier Konkurrenten, die sich über den Wahlkampf echauffierten (und dabei gleich die Chance nutzten, für sich zu werben), erschienen noch wenige Tage vor dem Wahltag. Ein Schelm, wer hier von Gratis-Wahlwerbung spricht…

Reto Studer in die ref. Kirchensynode? Leider nein.

By , 15/05/2011 18:45

Trotz grosser Bemühungen von meiner Seite hat es am Wahlsonntag vom 15.5.2011 nicht gereicht für meine Wahl in die reformierte Kirchensynode. Das ist enorm schade – ich kann damit aber gut leben. Gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, den Gewählten zu ihrem Erfolg zu gratulieren. Zugleich möchte ich meinen Unterstützerinnen und Unterstützern für das Vertrauen danken, das sie in mich gesetzt haben.

Die vielen positiven Rückmeldungen vor und nach der Abstimmung bestärken mich darin, mich auch in Zukunft für eine reformierte Kirche einzusetzen, welche die Gemeindeautonomie stärkt und (endlich!) den Sprung über die Generationengrenze schafft. Für eine Kirche auch, die den Ideen-Wettbewerb und den öffentlichen Wahlkampf, das öffentliche Auftreten nicht scheut; die Insiderkirche, die sich selbst genug ist, hat zurecht keine Zukunft. Dies werde ich auch weiterhin vertreten – vorerst weiterhin auf Gemeindeebene.

Reto Studer in die ref. Kirchensynode!

By , 23/03/2011 20:37

Liebe Freunde und Bekannte
Liebe Reformierte im Bezirk Hinwil

Als Mitglied der ref. Kirchenpflege in Bubikon habe ich das Privileg, das kirchliche Leben auf Gemeindeebene mitgestalten zu dürfen. Die Gesetze hierfür werden in der Synode erlassen, dem Parlament der Zürcher Landeskirche. Da es mir ein Anliegen ist, dass die Interessen unserer Gemeinde und meiner Generation in die Gesetzgebung und die Strategie der Landeskirche einfliessen, kandidiere ich für die Synodalwahlen vom 15. Mai 2011.

Einen Slogan habe ich nicht – aber gute Gründe:

1. Die Generation der jungen Erwachsenen verdient eine Vertretung!
In der Synode sind die jungen Erwachsenen deutlich unterrepräsentiert. Das ist nicht die Schuld der Älteren: Es kann nur gewählt werden, wer kandidiert. Ich tue dies – weil ich mithelfen möchte, die Kirche verstärkt ins Bewusstsein meiner Generation zu bringen. Dies kann aber nur gelingen, wenn gleichzeitig die Hoffnungen, Bedürfnisse und Ansprüche dieser Generation in der Synode Gehör finden. Als Theologiestudent und junger Kirchenpfleger, der immer auch ausserhalb der Kirche gearbeitet hat, sehe ich mich als Vermittler zwischen diesen beiden Seiten.

2. Die Kirchgemeinde Bubikon muss in der Synode vertreten bleiben!
Die beiden Bubiker Synodalen werden nicht wieder kandidieren. Von 2 auf 0 – das wäre bedauerlich, zumal die Kirchgemeinde Bubikon stetig wächst und in einigen Bereichen echte Pionierarbeit leistet. Deshalb finde ich, dass unsere Erfahrungen und Interessen auch künftig in der Synode vertreten sein sollen.

3. Die Kirche gehört ins Dorf!
Die landeskirchliche Verwaltung übernimmt für die Kirchgemeinden unverzichtbare Aufgaben. Als Kirchenpfleger beobachte ich aber, dass die Zentrale in Zürich immer stärker vorgibt, wie unsere Arbeit auszusehen hat. Das ist nicht meine Vorstellung von reformierter Kirche. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Kirchgemeinden möglichst selbständig bleiben und die Zentrale sich in erster Linie auf ihre Unterstützungsfunktion beschränkt. Kirche findet im Ort statt.

Ich freue mich, wenn Sie meine Kandidatur unterstützen. Sie können dies tun, indem Sie meine Kandidatur bei Ihren Freunden und Bekannten bekanntmachen. Wahlberechtigt sind alle Reformierten mit Wohnsitz im Bezirk Hinwil ab 16 Jahre.

Wegen der Verkleinerung der Synode reduziert sich auch die Zahl der Sitze, welche in unserem Bezirk zu vergeben sind. So kämpfen 12 Personen um 9 Sitze. Es sind also knappe Resultate zu erwarten. Mehr als sonst zählt deshalb jede einzelne Stimme.

Ich danke Ihnen für Ihr Wohlwollen.

Reto Studer

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