Posts tagged: Sprache

In-Formation

By , 30/09/2013 14:41

Gestern abend habe ich erstmals die weibliche Form des doch eigentlich geschlechtsneutralen (aber halt grammatisch maskulinen) “Beistands” gehört: “Beiständin”. Meine erste Reaktion: klingt wie vieles, was “gut gemeint” ist. Dann aber, auf die zweite Hörin, etwas konstruktiver: könnte in die nächste Auflage der Bibel in gerechter Sprache aufgenommen werden – als Alternativbezeichnung für die “Heilige Geistkraft”.

Kraut und Rüben

By , 21/08/2013 08:49

Im “Gesuch um Vorbereitung der Eheschliessung (Gesuch um Durchführung des Vorbereitungsverfahrens der Eheschliessung)” wird, “zu statistischen Zwecken”, wie es heisst, auch die Religion der Heiratswilligen erhoben.

Die Auswahl ist die folgende:

Religions-Konfessions-Tuttifrutti

Bin ich der Einzige, der diese Auflistung zutiefst lieblos-undifferenziert – will heissen: weder komplett noch in allen Punkten sprachlich wie theologisch korrekt – findet?

Wer von meinen Leserinnen und Lesern ist bereit, mir beim Einsammeln der Fragezeichen zu helfen, die sich spätestens beim zweiten Lesen ergeben?

Dichter und Denker

By , 15/02/2013 10:09

Die letzten drei Tage habe ich zwecks kleinerer kirchengeschichtlicher Recherchen im Staatsarchiv und in der Zentralbibliothek verbracht. Und auch wenn ich letztere im vergangenen Oktober, als ich dort meine Bachelorarbeit verfasste, endlich nicht nur als Bücherarchiv, sondern auch als Aufenthalts- und Denkort schätzen gelernt habe, ziehe ich das Staatsarchiv, das ich bis Mittwoch nicht aus eigener Begehung kannte, definitiv und aus gutem Grund vor: Wer seine Such-PC-Gebrauchsanweisung “Anleitung für die Benutzung des Elektronischen Bestellschalters” nennt, hat meine ganze Sympathie.

Keine Frage: Dort – an jenem Ort, unter solchen Poeten – will ich nächstes Semester meine Master-Thesis ins Elektronische Aufsatzheft pinseln.

Meysterfeyer

By , 21/12/2012 05:39

Das kleine (und weiterhin feine) Lied mit der Luftaufsichtsbaracke kannte ich natürlich schon lange, als ich dessen Texter, Komponisten und Sänger zum ersten Mal auftreten sah: an einem Samstagabend im Januar 1997, bei “Wetten, dass..?”, mit “Lilienthals Traum”. Eigentlich unvorstellbar: Es ist Showtime – und ein schmächtiger, grauhaariger Mann singt live, ohne äussere Showeffekte und in deutscher Sprache ein beinahe achtminütiges, textlastiges, symphonisches Heldenepos über einen Flugpionier aus dem 19. Jahrhundert. Damit, mit dem Lied und dem grossartigen, wie aus der Zeit gefallenen Vortrag, hatte er mich im Sack – ein für allemal: Es sollte der Beginn sein einer bis zum heutigen Tag anhaltenden Freude an den Beobachtungen, dem Sprachvermögen, der Dichtkunst, den Melodien des Liederdrechslers Reinhard Mey.

Sein phänomenales Werk ist eine bunte Mischung von Liedern zu, fast, allem Erdenklichen. Da wechseln sich munter ab: Geschichten und Gedanken über und für seine Kinder (in all deren Lebensphasen); die präzise Darstellung von Figuren, Ereignissen, Entdeckungen in der nahen und fernen Geschichte; philosophische Betrachtungen über Alltägliches, aber auch über das ganz Grosse (oftmals kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-Auch); meist kitschfreie Oden an seine Frau Gemahlin, die Liebe per se, die Musik, seine grosse Sehnsucht (und das spätere Hobby): das Fliegen; mal lockerflockige, mal beissende Gesellschaftskritik; Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend; augenzwinkernde Selbstbetrachtungen; Reflexionen über Vergänglichkeit und Tod; immer wieder sein Berlin – und vieles mehr.

In den über vierzig Jahren seiner Liedermacherei sind noch und nöcher hinreissende Werke in deutscher, französischer, niederländischer Sprache entstanden, die mich begeistern – und ist der Name Mey zu einer festen “Marke” in der Musikbranche geworden: Die Alben, die er weiterhin im Zwei- bis Drei-Jahres-Takt aufnimmt und veröffentlicht (letzteres immer, natürlich, im namensverwandten Monat Mai), verkaufen sich, fast ohne Werbung, hervorragend, die sich daran anschliessenden Tourneen – gut sechzig lange Abende am Stück, an denen er, schmächtiger, grauhaariger Mann, ohne äussere Showeffekte und nur von seiner Gitarre begleitet, die Lieder, neue wie alte, auf das Wesentliche reduziert – sind, ebenso zurückhaltend beworben, in der Regel ausverkauft.

Und ein Ende ist nicht in Sicht: Im kommenden Frühling wird Mey bei seiner Plattenfirma ein weiteres Mal ein frisch aufgenommenes, fixfertig abgemischtes und gemastertes Album einreichen, das dann, ganz und gar unverändert, am 3. Mai in den Handel kommt (eine solche Verfügungsgewalt über das eigene Werk ist fast beispiellos in der Branche). Die neue Produktion soll “Dann mach’s gut” heissen.

“Dann mach’s gut!” – das wünsche auch ich: Reinhard Mey zum heutigen Siebzigsten. Mögen noch viele weitere folgen!

Zum Einstieg seien an dieser Stelle die folgenden Alben empfohlen: “Mein achtel Lorbeerblatt” (1972), “Wie vor Jahr und Tag” (1974), “Farben” (1990), “Flaschenpost” (1998) und der Kinderlieder-Sampler “Mein Apfelbäumchen” (1989).

Gemachtes Bildnis

By , 13/12/2012 17:22

Donnerstags unterrichte ich morgens und nachmittags; über Mittag beaufsichtige ich, drinnen, meine Klasse beim Essen und während der darauffolgenden Pause, draussen, die ganze Oberstufe. Bei der Ausübung des letztgenannten Ämtlis hat es sich eingebürgert, dass eine bestimmte Schülerin und ein bestimmter Schüler mich beim Mehrfach-Rundgang um das Schulhaus begleiten und wir über dieses und jenes sprechen – wobei beide Seiten Kraft für die zweite Tageshälfte tanken.

Als ich mich heute kurz aus dem Mittagsgespräch ausklinken musste, um ein paar andere Jugendliche an die bestbekannten Verhaltens- und Umgangsregeln auf dem Pausenplatz zu erinnern, hörte ich, wie hinter mir die (bestimmte) Schülerin, die mich aus meiner Kirchgemeinde kennt, beinahe konspirativ zum (bestimmten) Schüler sagte: “Der macht das immer so gut. Schöne Sprache. Aber klar – er wird ja auch Pfarrer!”

Wenn die Guten wüssten, dass ich auch ganz anders kann… Aber weshalb mich wehren, wenn das Bild vom Pfaffen schon einmal ein erfreuliches ist?

Credorische Streitfrage

By , 22/10/2012 12:55

Seit genau zwei Wochen schreibe ich nun im Schweisse meines Angesichts an meiner Bachelorarbeit, sechs Tage pro Woche von früh bis spät in der ZB, sonntags zu Hause – und das Zwischenergebnis kann sich, wie ich finde, sehen lassen. Schon erstaunlich, was möglich ist, wenn man sich einmal nicht ablenken lässt von dem, was an der Oberfläche geschieht (und allmorgendlich anständig behemdet die Wohnung verlässt, um sich selbst zu signalisieren: Das Ganze ist ein Job und kein Akt der Selbstverwirklichung).

Ich komme also ganz gut klar.

Aber wenn hier schon immer wieder auch Theologinnen und Theologen lesen, wäre ich dankbar, wenn ich etwas theologisches Kernwissen abzapfen dürfte: Kann mich wohl jemand von Ihnen und Euch verbindlich wissen lassen – ob es Apostolikumstreit oder Apostolikumsstreit heisst?

Ich tendiere deutlich zu letzterem, bin aber verunsichert dadurch, dass ausgerechnet die Standardlektüre zum Thema und die RGG zu einem anderen Schluss kommen.

Kylchensprech

By , 21/08/2012 06:50

So, Nebenjöbli schon erledigt. Die 70 Stunden waren doch schneller abgearbeitet, als ich erwartet hatte: Zwei Wochen reichten dafür locker aus. In dieser Zeit habe ich immerhin 291 Seiten Ausgangstext in den Computer picken können.

Die eigentliche Aufgabe wartet aber noch auf mich: dieses Frühneuhochdeutsch zügig wieder aus dem Kopf bringen. Das wird vil grosse muey kostenn… (Aber ich bin ia, wie es sich zu thuon erhöuscht, dappffer!)

Prokrastination deluxe

By , 08/08/2012 03:02

Was macht ein Student, der, in den Semesterferien steckend, seine Leistungsnachweise erbracht hat, auch privat beinahe ausgelesen ist und noch etwas Zeitdruck aufbauen muss, bevor er die Bachelorarbeit seriös in Angriff nimmt? Richtig: Er schnappt sich ein zusätzliches Jöbli.

    Geld bekommen
    fürs Prokrastinieren – passt!

So mache ich in den nächsten Wochen einige Kapitel eines Buches in Frühneuhochdeutsch in elektronischer Form zugänglich. Unverblümter: Ich tippe sie ab, als Grundlage für eine Neuedition des Werks. Angenehme Nebeneffekte:

    (Lese-)Kenntnisse in Frakturschrift vertiefen
    und gleichzeitig etwas Kylchengschicht lernen.

Das sind zwei – drei – vier Fliegen mit einer Klappe. Nicht schlecht, oder?

Für sich gemeinsam – zu Pfingsten

By , 27/05/2012 07:47

Ich mag leicht übertrieben haben, als ich in einem früheren Text das Jerusalem-Seminar von letztem Jahr als atemraubende Schnitzeljagd von Scherbengrab zu Scherbengrab charakterisierte. Ein bitzeli stimmte das aber schon.

Jedenfalls: Hin und wieder hatten wir auch Gelegenheit, das Land allein oder in Gruppen auf eigene Faust zu erkunden. Besonders gerne erinnere ich mich hierbei an den Besuch Bethlehems – für mich die Offenbarung der ganzen Reise. Aus unorthodoxem Grund allerdings: Es war nämlich nicht, wie ich gerne sagen würde, die Geburtskirche, die mich so nachhaltig beeindruckte, sondern ein an und für sich stinknormaler lutherischer Gottesdienst, zu dem wir vom Pastor eingeladen worden waren.

Weshalb? Weil ich hier zum ersten ersten Mal nicht erdachte, sondern konkret, live, erfuhr, was Oekumene im Sinne einer weltumspannenden Christenheit bedeuten kann: Von der auf Arabisch gehaltenen Predigt verstand ich natürlich nichts – aber die Lieder, ebenfalls in arabischer Sprache, waren mir von der Melodie her bestens vertraut, und auch wenn die Anwesenden das Apostolikum und das Unservater in ihren je eigenen, mir völlig fremden Sprachen herunter- bzw. hinaufbeteten, hatte ich doch den Eindruck, dass ich sie alle in meiner Muttersprache reden hörte (Apg 2).

Jeder für sich das eigene und doch gemeinsam dasselbe – einen Moment lang habe ich nichts und doch alles verstanden.

Frohe Pfingsten wünsche ich Ihnen – und viele solcher Pfingstereig- und -erlebnisse, heute und sowieso.

Partizipperlein

By , 15/05/2012 14:41

Heute erreichte mich, wie alle Kolleginnen und Kollegen, die Bitte der Uni, mich zügig für das kommende Semester einzuschreiben. Absender des E-Mails: die Abteilung Studierende.

Nun meine bange Frage: Wenn ich im Herbstsemester wegen Praktikumsabwesenheit vorübergehend kein Studierender bin, sondern nur Student – gibt es dann niemanden, der mich liebevoll verwaltet?

Panorama Theme by Themocracy