Jochen Klepper irrte
”Tagebuch führe ich, weil ich fasziniert bin von der Handlung, die ein anderer ‘mit meinem Blute’ schreibt. Dass ich mit künftigen Biographen kokettiere, glaube ich nicht. Die werden mein Tagebuch nicht bekommen, so gross wird mein Ruhm nach menschlichem Ermessen nicht werden. Ich bin dreissig Jahre alt. Wie wenig Geschriebenes liegt von mir vor, wie wenig für mich Bezeichnendes werde ich jetzt schreiben können.” (Jochen Klepper, 6.7.1933)
Der Verfasser dieser Zeilen sollte trotz berechtigter Zweifel nicht recht behalten: Heute, gut 78 Jahre nach dem zitierten Eintrag, lese ich (ganz freiwillig!) sein Tagebuch, wobei mir noch 900 Seiten bevorstehen bis zum traurigen Abschiedseintrag vom 10.12.1942 – und zahlreiche Gedichte hat er noch hinterlassen können. Einige davon finden sich in jedem Kirchengesangbuch; im evangelisch-reformierten Gesangbuch beispielsweise stammen ganze elf Texte von ihm. Besonders empfohlen seien die Keppler-Vertonungen durch Siegfried Fietz.