Posts tagged: Seminar

Gemischtes Doppel

By , 06/03/2013 20:12

Heute merkte der Dozent eines neutestamentlichen Seminars an, ich würde “wie Ratzinger” argumentieren, und in einem anderen Seminar haben wir uns einander Bälle zuwerfend kennengelernt (oder: uns einander kennenlernend Bälle zugeworfen).

Zwei verschiedene Erlebnisse mit ebenso verschiedenen Reaktionen meinerseits: Das eine hat mich zunächst etwas irritiert – mit dem Vergleich aber kann ich leben.

Schreiben und schreiben lassen

By , 11/01/2013 12:30

Kurz vor Beginn des Kirchgemeinde-Praktikums noch rasch eine Seminararbeit über eine Predigt des grossen (und sich gerne prononciert-absolutistisch äussernden) Karl Barth zu verfassen, war vielleicht doch keine so gute Idee. [1] Denn wenn, wie dieser schreibt, menschliche Befindlichkeiten in der Predigt nichts zu suchen haben und Theologen (und wahrscheinlich also auch angehende Theologen) stattdessen ausschliesslich von Gott reden sollen, was wir aber nicht können – dann kommt der Praktikant, der sich im Pfarrer-Handwerk versuchen möchte und sich sowieso schon viel zu viele Gedanken macht, an den Anschlag… [2]

So geschehen wenige Tage nach Neujahr, nachdem die denkbar beste aller Praktikumsleiterinnen und ich entschieden hatten, dass ich einen ganzen Gottesdienst allein gestalten und folglich auch eine Predigt schreiben würde: meine erste.

Also: die Perikopenordnung konsultiert, den vorgeschlagenen Predigttext von allen Seiten begutachtet und durchdacht, parallel dazu zwei, drei Kommentare gewälzt, endlich mit dem Schreiben begonnen – aber, dank Barth (und eigenen perfektionistischen Anwandlungen), mit leicht angezogener Handbremse. Man will ja nichts falsch machen, nicht? Dass mir eine künstlerisch versierte Praktikerin mit dem Hinweis Mut machen wollte, ich solle das Predigtschreiben doch einfach so entspannt angehen wie das Malen eines Bildes, hat nicht geholfen – im Gegenteil.

Die Predigt drohte eine Zangengeburt zu werden – bis ich eines späten Abends, nicht mehr ganz wach und noch nicht ganz schlafend, die langersehnte Eingebung hatte. Nun war urplötzlich, und völlig unerwartet, “alles” ganz “klar”! Also sofort aufgestanden, ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber geschnappt und die Idee für den nächsten Tag festgehalten. Damit standen Aufbau und innere Logik der Predigt. Und beides habe ich nicht mehr gross verändert – wenigstens da mit Sicherheit, wo ich meine sich vor Enthusiasmus überschlagende Schrift noch entziffern konnte.

Ich mache mir nichts vor: Am Ende wird eine gute, aber sicher keine grosse Predigt stehen. Dazu fehlt es mir noch an homiletischer Erfahrung und Sicherheit und an liturgischer Präsenz. Aber den Entstehungsprozess einer Predigt so intensiv und mit dieser überraschenden Wendung zu erleben, ist doch schon mehr, als ich erwarten durfte – da bleibt mir eigentlich nur noch, den Gottesdienst am Sonntag zu geniessen.

[1] Ich habe Barths Predigt vom 10.12.1933 untersucht (die Predigt wurde u.a., noch im selben Jahr, in der fünften Nummer der Zeitschrift “Theologische Existenz heute” abgedruckt; Thema und Überschrift: “Die Kirche Jesu Christi”).
[2] Zur Klarstellung: Ich mag Barth, bzw. das, was ich von ihm kenne und verstehe, sehr. Sein Ansatz ist meiner Meinung nach ein willkommenes Korrektiv für Pfarrerinnen und Pfarrer, die zu erfahrungsschwerem Kanzelsprech neigen – aber er ist eben doch auch brutal.

Personal-Wesen

By , 04/11/2012 17:26

Ich würde ja gerne einfach studieren und etwas Geld verdienen daneben. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist mein Beruf – und deshalb habe ich das Personalwesen vor dreieinhalb Jahren ja hinter mir gelassen.

Und jetzt?

Jetzt stehen zunächst einmal zwei Tage an, die gut ausgefüllt sind mit Probevorlesungen von Bewerbern auf den Zürcher Lehrstuhl für Systematische Theologie. Diese Vorlesungen und die jeweils daran anschliessenden Gespräche werde ich als Studentenvertreter begleiten und am Dienstagabend in der Fakultätsversammlung mitbewerten. (Genau: Nicht nur in den USA wird in der Nacht auf Mittwoch gewählt!)

Und dann: zurück zum studentischen Kerngeschäft, konkret: der ausstehenden Seminararbeit? Nein:

Schon am Mittwoch geht es weiter in der eingeschlagenen Richtung, mit Bewerbungsgesprächen in meiner Kirchgemeinde: Wir suchen eine Hauswartin, einen Hauswart für unser Oekumenisches Zentrum.

Und weil aller guten Dinge drei sind, besuche ich am Freitag mit der Klasse den Lehrlingswettbewerb

Es scheint zu gelten: einmal Personalwesen, immer Personal-Wesen.

Aber es ist und bleibt halt auch einfach, und deshalb melde ich mich auch weiterhin gerne für Aufgaben in diesem Bereich, ein interessantes Metier!

Der eine, der andere…

By , 02/10/2011 11:06

Ein schönes Zitat von Knud E. Løgstrup, entdeckt bei der Heimlektüre für ein Ethik-Seminar bei dem leider bald abtretenden Prof. Johannes Fischer:

“Wir meinen, die Welt, in der er [d.h. der andere] sein Dasein und seinen Lebensinhalt hat, sei er selbst, und nur von Zeit zu Zeit werde sie von uns gestreift. Viel kann das Streifen unsrer Welten nicht bedeuten – so meinen wir – da sie ja normalerweise ihren Lauf intakt fortsetzen. Nur wo ein Mensch ausnahmsweise, durch Missgeschick, aus Versehen oder mit Willen in guter oder böser Absicht, in die Welt des anderen Menschen hineinbricht, steht wirklich etwas auf dem Spiel.

In der Tat, eine sonderbare Vorstellung, um so sonderbarer, als sie uns ganz selbstverständlich erscheint. In Wirklichkeit hält es sich doch ganz anders: die Welt des einen ist der andere, und das Schicksal des einen ist der andere.”

(Aus: Knud E. Løgstrup, Die ethische Forderung, J.C.B. Mohr [Paul Siebeck], 2. unveränderte Auflage, Tübingen 1968, S. 15f.)

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