Posts tagged: Schule

Comic relief

By , 12/02/2013 08:37

Meine treuen Mittagsaufsichts-Gefährten, die “bestimmte Schülerin” und der “bestimmte Schüler”, sind den regelmässigen Leserinnen und Leser meines Blogs ja bereits ein Begriff. Er, der Schüler, bereitete mir am Donnerstag bei meinem letzten Aufsichts-Rundgang um das Schulhaus einen besonders schönen Abschied: Zum einen hatte er eine kleine Gute-Wünsche-“Rede” für mich vorbereitet, die er dann im Gehen hielt – und zum anderen sprachen wir im Schneetreiben über das Kino und die Filme, die er sich dort zuletzt ansah (oder angesehen haben könnte) – was mit einem guten, dreistimmigen Lacher endete. Ich zog ihn in diesem Zusammenhang nämlich ein bisschen auf und meinte: “Ich nehme an, Du hast im Kino zuletzt [die Vampir-Schmonzette] ‘Bis(s) zum Morgengrauen’ geschaut?” Darauf er, staubtrocken: “Nein – aber Sie sicher ‘Bis(s) zum Abendmahl’!”

Hach.

Zur Erklärung der Überschrift, für die weniger Kinoaffinen: siehe hier.

Kreidezeit vorbei

By , 08/02/2013 12:28

Ausgebildeter Lehrer war ich nie. Nun bin ich auch kein praktizierender mehr: Heute morgen hatte ich zum letzten Mal für längere Zeit Kreide an den Händen. Die Mehrfachbelastung war auf die Dauer schlichtweg zu gross: Gewiss, man kann unterrichten und an der Uni arbeiten und ein Behördenamt ausfüllen und viel und gerne schreiben und ein gesundes Privatleben führen und zügig studieren – aber alles davon gleichzeitig?

Dass es nun ausgerechnet den grössten meiner Nebenjobs, ja: überhaupt einen Nebenjob, getroffen hat, mag diejenigen erstaunen, die wissen, dass ich vom Nur-Studieren bzw. Nicht-Arbeiten nicht viel halte. Es gibt aber einen guten Grund für meine Entscheidung: Wenn diese 11 Wochenstunden Französisch, Deutsch, Geschichte und Geographie, die ich in den letzten anderthalb Jahren erteilt (und vorbereitet) habe, wegfallen – und damit die grösste Ablenkung vom Studium –, kann ich ein Semester früher mit dem Studium fertig sein und es sogar ein Jahr eher als geplant ins Vikariat schaffen; ebendieses eine Jahr wäre ich dann auch früher im Kirchen- oder irgendeinem anderen Markt. Für einen Zweitstudenten, finde ich, ein sinnvolles Ziel, und so reichte ich vor den Herbstferien meine Kündigung ein. [1]

Während die Anstellung an der Uni, das Behördenamt, das Schreiben und das Private bleiben, stecke ich die neu gewonnene Zeit nun also ins Studium – und in die vorgezogene Suche nach einem Vikariatsplatz. [2]

[1] Die Bengel und die Bengelin werde ich trotzdem vermissen.
[2] Der einjährige Vikariatskurs wird, wenn ich den Master tatsächlich so früh wie erhofft schaffe, im August 2014 beginnen. Mal schauen, welcher Pfarrer (oder welche Pfarrerin) und welche Kirchgemeinde meinen Wünschen entsprechen und noch dazu bereit sind, mich als Vikar aufzunehmen.

Gemachtes Bildnis

By , 13/12/2012 17:22

Donnerstags unterrichte ich morgens und nachmittags; über Mittag beaufsichtige ich, drinnen, meine Klasse beim Essen und während der darauffolgenden Pause, draussen, die ganze Oberstufe. Bei der Ausübung des letztgenannten Ämtlis hat es sich eingebürgert, dass eine bestimmte Schülerin und ein bestimmter Schüler mich beim Mehrfach-Rundgang um das Schulhaus begleiten und wir über dieses und jenes sprechen – wobei beide Seiten Kraft für die zweite Tageshälfte tanken.

Als ich mich heute kurz aus dem Mittagsgespräch ausklinken musste, um ein paar andere Jugendliche an die bestbekannten Verhaltens- und Umgangsregeln auf dem Pausenplatz zu erinnern, hörte ich, wie hinter mir die (bestimmte) Schülerin, die mich aus meiner Kirchgemeinde kennt, beinahe konspirativ zum (bestimmten) Schüler sagte: “Der macht das immer so gut. Schöne Sprache. Aber klar – er wird ja auch Pfarrer!”

Wenn die Guten wüssten, dass ich auch ganz anders kann… Aber weshalb mich wehren, wenn das Bild vom Pfaffen schon einmal ein erfreuliches ist?

Innen und aussen

By , 09/11/2012 04:36

Gestern Donnerstag, in der Zehn-Uhr-Pause: Zwei Sek-B-Schüler diskutieren darüber, wie die Bibel wohl entstanden sei und was es mit der Gottheit Jesu und den Wundern auf sich habe, und wollen auch von mir, pausenaufsichtshalber in der Nähe stehend, Einiges dazu wissen. [1] Besonders einer der beiden, ein stolzer Katholik, fällt durch seine blitzsaubere Argumentation und seine wachen Fragen auf. Dahinter muss eine durchwegs gelungene Katechese, privat und/oder institutionell, stecken. Ich bin beeindruckt.

Am Nachmittag desselben Tages, in einem Seminar an der Fakultät: Eine Studentin der Religionswissenschaft lässt verlauten, das sogenannte “christliche Menschenbild” sei nicht per se ein christliches, sondern werde auch von “normalen Menschen” geteilt. Freud hätte seine Freude, und auch wir Theologiestudenten lachen mit über die sprachliche Unaufmerksamkeit im Eifer des Gefechts.

An diesen Beispielen lässt sich zweierlei ablesen: Man kann, frei nach Watzlawick, nicht keine Haltung zur Religion und zu gläubigen Menschen haben – und bisweilen legt ein vierzehnjähriger Innenperspektivler eine grössere Differenziertheit an den Tag als jemand, der sich der beobachtenden Distanz rühmen möchte.

[1] Ich nehme an, sie sehen mich in der Rolle des Lehrers, denn ich oute mich weiterhin nicht als angehender Pfarrer. Nicht auszuschliessen allerdings, dass die Schüler mich einmal geguglt haben.

Abschiedssirup, zartschmelzend

By , 03/10/2012 07:37

Das Praktikum im Altersheim liegt hinter mir. Selten bin ich frümorgens fröhlicher aufgestanden und abends zufriedener nach Hause gefahren als in den drei vergangenen Wochen. Es bleiben nebst sehr erfreulichen Erkenntnissen für meine berufliche Zukunft auch menschlich berührende Erinnerungen. In den tragenden Rollen erlebter Seelsorgelehre:

Die Pflegerin, die am Montag für eine hochbetagte Jubilarin einen Blumenstrauss mitbringt – und von ihren Kolleginnen erfahren muss, dass die Dame zwei Tage zuvor verstorben ist. Aus Geburtstagsblumen wird ein Erinnerungsstrauss am Essplatz der Verstorbenen.

Der Senior, der mir in seinem Zimmer auf dem Keyboard “La Paloma” vorspielt. Mit 85 Jahren ein Instrument neu erlernen, im Alter so aufgestellt und wach sein wie er – wie geht das? Der Mann reicht mir das Buch “Die Kraft positiven Denkens” (Peale). Wie es im Lied heisst: “Dein Schmerz wird vergeh’n…”

Die Dame, die ich im Rollstuhl auf eine Anhöhe schiebe, damit sie wieder einmal dorthin kommt, wo sie sich in jungen Jahren mit ihrem damals künftigen Mann lange aufgehalten hat – “Das ist Heimat!” Ein paar Tage später serviert sie mir einen Abschiedssirup. Ich mag keinen Sirup, doch diesen Sirup habe ich geliebt!

Die mir unbekannte Person, die in der Küche der Pflegeabteilung einen Zettel aufgehängt hat, auf dem steht: “Die Medi-Deckeli gehören nicht in die Abwaschmaschine, sie fallen zwischen dem Gitter durch, und die Heizschlangen lassen sie dann zart schmelzen.” Die Leute von Lindt könnten es nicht besser formulieren!

Die schwerst Demenzkranke, mit der ich, während sie auf den Besuch ihres (längst verstorbenen) Vaters wartet, lange über ihre schillernde Vergangenheit als Modedesignerin spreche. Auch in Florida hat sie einmal residiert – heute wohne sie halt wieder in der Schweiz. Kalt sei es hier, aber “I make the best of it!”.

Das neu eingezogene Ehepaar, ehemalige Leiter eines anderen Altersheims, die, noch kaum angekommen, lange mit mir sprechen. Sie schwärmen vom neuen Wohnplätzchen – und lassen mich erst gehen, als ich eine Ausgabe der selbst verfassten Familienchronik als Geschenk annehme. Viel Freude im neuen Kapitel!

Die Seniorin, die nachmittags manchmal, aus ganz freien Stücken, in der Pflegeabteilung vorbeischaut und den dortigen Bewohnerinnen und Bewohnern, die beim Kaffee sitzen, Lätzchen umbindet, nachschenkt, eine Freude macht. Als ich mich bei ihr dafür bedanke, winkt sie ab. “Nicht der Rede wert”?

Die Pflegebedürftige, die der anderen Pflegebedürftigen liebevoll eine Weintraube in den Mund steckt. Wenn das kein Abendmahl ist – was dann? Und viele andere, die sich gegenseitig helfen und unterstützen. Stilles Komplizentum, von dem wir Jungen und Gesunden ausgeschlossen sind.

Die resolute Dame, die bei den Anderen nicht besonders beliebt ist und mit der auch ich immer “zu selten”, und wenn, dann “zu kurz”, spreche. Mit der ich aber, unverhofft, besser ins Gespräch komme, als ich durch ein Foto im Zimmer feststelle, dass ich ihren Enkel kenne – er geht an “meine” Schule.

Der Pfleger, der mit der Tochter einer stetig abbauenden Bewohnerin die verschiedenen Optionen weiterer Behandlung bespricht – und der die Tochter, die das Wohl ihrer Mutter so stark im Auge hat, zuletzt fragt: “Und wie geht es eigentlich Ihnen?” Das Gespräch hat damit erst begonnen. Eine Lehrstunde in Seelsorge.

Und viele, viele andere.

Ich bin meiner Praktikumsleiterin (die mich “vermittelt” hat), der Heimleitung, den Angestellten, besonders aber natürlich den Seniorinnen und Senioren ausserordentlich dankbar für die Einblicke in das “Leben im Alter”, die sie mir, alle auf ihre je eigene Art, ermöglicht und gewährt haben – und ich freue mich jetzt schon auf die Rückkehr im Dezember: im Rahmen der Gottesdienste und Andachten, die ich dann im Auftrag der Kirchgemeinde (mein nächstes Praxis-Modul) mitgestalten werde.

Dieser Beitrag ist der letzte meiner “AltersheimErinnerungs-Trilogie”. Ich schliesse aber nicht aus, dass auch später noch die eine oder andere Erkenntnis, die ich in diesem Praktikumsteil gewinnen durfte, in meine Texte einfliessen wird. Wäre ja schön blöd, wenn nicht!

Konftüre

By , 24/08/2012 11:44

Gestern nun hat auch für mich die Schule wieder begonnen. Und obgleich ich in der Klasse nicht aktiv streue, was ich neben dem Unterrichten noch so treibe, habe ich schon am ersten Tag, völlig ungefragt, zwei schöne Rückmeldungen zur kirchlichen Arbeit in den Gemeinden draussen erhalten: Der eine Schüler erzählte vom Konflager, im Laufe dessen (in den Sommerferien) er, nachdem er anfangs fast niemanden kannte, zügig Freunde gefunden habe – und eine Schülerin meinte, unabhängig davon und zu einem anderen Zeitpunkt, sie freue sich auf den anstehenden ersten Konf-Abend mit dem “sehr lieben” Pfarrer.

Machen wir die Kirche und die Jugendlichen in der Kirche also nicht kleiner, als sie sind. Die Tür zu einem wohlgewollten Konfirmationsjahr steht vielleicht offener, als es bisweilen scheint.

Stille nach dem Sturm

By , 10/07/2012 08:49

Nirgends könnte es stiller sein als dort, wo gewöhnlicherweise gejubelt und getrubelt wird. Wenn das Laute sich von jenen Orten verzogen hat, bleibt eine Ruhe zurück, die grösser ist als andere, fest etablierte Ruhen. Der Kontrast macht es aus. So rückte ich, einfacher Gefreiter, zu WK-Zeiten sonntagabends jeweils ein paar Stunden früher als verlangt wieder ein, um in der Unterkunft, an dem Ort, an dem es dann eine Woche lang laut sein würde, noch einmal durchzuatmen. [1] Und genauso habe ich letzte Woche im Klassenlager die Nächte genossen: Ich traf zwar erst am Mittwochnachmittag in Appenzell ein, doch die beiden Nächte, die ich da verbrachte, gehören zu den stillsten seit Monaten – naja: als dann endlich Ruhe eingekehrt war auf den Gängen. Die Phase von Mitternacht bis zwei Uhr morgens habe ich zweimal sinnvoll genutzt, ungestört, in völliger Stille: dafür, an einer Philosophie-Proseminararbeit weiterzuschreiben, die sich zu Hause noch sehr erfolgreich gegen mich gesträubt hatte (oder war es umgekehrt?). Am Samstag musste ich nur noch ein bisschen daran feilen, mittlerweile ist sie eingereicht – die letzte kleine Arbeit meines Bachelorstudiums.

Nun steht lediglich noch die Bachelorarbeit aus. Um auch hier nichts anbrennen zu lassen und konzentriert ans Ziel zu kommen, sollte ich mich vielleicht darum bemühen, sie in der nächtlichen Stille des Höbs Zürich-Kloten schreiben zu dürfen.

[1] Das Verb “durchatmen” ist hier im übertragenen Sinn zu verstehen. Wer einmal für längere Zeit unter der Erdoberfläche wohnte, weiss das.

Curriculum

By , 08/06/2012 06:30

Und wieder einmal ein Französisch-Fehlerli, das auf einer anderen, höheren?, Ebene durchaus Sinn ergibt, gestern im Unterricht aufgeschnappt: “der Orientierungslauf”? – “la course d’ordination”.

Nun ja: Pfarrbiographisch gewiss nicht falsch. (Und nach abgestrampeltem Vikariat ist sicher nicht Schluss: Nach dem Ausbildungsendspurt ist vor dem Amt.)

Heiland ohne h

By , 15/03/2012 17:03

Gestern beim Korrigieren einer Französisch-Voki-Prüfung gelesen: “eine Kirche”? – “une île”.

Gar nicht so falsch, im Guten wie im Schlechten. Nicht? (Den Punkt konnte ich aber nicht geben.)

Goliath ’88

By , 03/03/2012 15:22

Von Kirchenvorboten hatte ich es schon einmal.

Ein weiteres Anzeichen, das nachträglich als Ankündigung meines theologischen Interesses interpretiert werden kann, ist mir beim letzten Umzug in die Hände gefallen. Anno domini 88 (klar: 1988) schrieb ich:

Goliath

Das allererste Diktat in meinem Schülerleben – und gleich fehlerfrei. Es besteht kein Zweifel: Biblische Geschichten und theologische Inhalte lagen mir damals schon! (Der Binnenreim half sicher auch.)

Herzlichen Dank an meine erste Mentorin, Frau Keller.

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