Rück und vor
Mit gewissen Dingen “ist es dann auch mal gut”. Dazu gehört auch der Hinweis auf meinen erstberuflichen Hintergrund. Anderseits: Wenn die Rubrik der Gemeindebeilage meiner ehemaligen Praktikumsgemeinde Zollikon zum “reformiert”, in der ich mich verewigen soll, schon “Umwege” heisst, dann bietet es sich halt doch an, im Text – einzige Vorgabe: plus/minus 1500 Zeichen – auf diese meine Vergangenheit einzugehen.
Hier nun meine Fingerübung, die in der “refo”-Nummer 6/2013 (vom 8.3.2013) erschien:
Rückwärts verstehen
Von dem dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard ist der Satz überliefert, dass man vorwärts leben müsse, das Leben aber erst rückwärts verstehen könne. Eine, wie ich finde, zutreffende Beobachtung – auch auf meinen eigenen Werdegang bezogen:
Wenn ich mein bisheriges Leben etwas prosaisch als eine Reihe von eigenen Entscheidungen und deren Folgen anschaue, so kann ich sagen: Ich lebe vorwärts. Nach dem Studium der Publizistikwissenschaften und des Staatsrechts habe ich drei Jahre lang in der Managementberatung gearbeitet – zunächst übrigens in Zollikon. Danach habe ich mich entschieden, ein Theologiestudium anzuhängen und mich zum Pfarrer auszubilden.
Sollte ich dereinst tatsächlich ein Pfarramt antreten, so wäre dies also auf einem grösseren Umweg geschehen – genauso, wie ich interessanterweise auf einem Umweg nach Zollikon zurückgekehrt bin: wenigstens vorübergehend, für ein kirchliches Praktikum im vergangenen Semester.
Vorwärts lebend, nach vorne blickend, könnte ich nun sagen: Ich habe mein altes Leben hinter mir gelassen. Weshalb also “musste” ich überhaupt in der Wirtschaft arbeiten? Warum um Himmels willen nahm ich nicht den direkten Weg?
Aber ich verstehe rückwärts: Wenn ich zurückschaue, sehe ich, dass ich von den Erfahrungen, die ich in jenen drei intensiven Jahren machen durfte, auch heute noch profitiere und auch in Zukunft noch profitieren werde. Vom Studium direkt ins Pfarramt? Als reiner Studiosus in eine Gemeinde voller Lebenserfahrung? Nein – auf meine Kenntnis der freien Wildbahn kann und will ich nicht verzichten!
Nachdem die Erfahrung in der “freien Wildbahn” nun aber schon länger zurückliegt, als sie dauerte, will ich, dies sei abschliessend angemerkt, vorerst aufhören, rückwärts zu verstehen und mich stattdessen auf das Vorwärts-Leben konzentrieren – und nach einer dem Verfassen zweier Uni-Essays förderlichen Schreibpause auch endlich wieder darüber berichten. Versprochen!