Posts tagged: Pfarramt

Vier-Viertel-Pakt

By , 23/06/2015 16:04

Es ist vollbracht!

Das “Es” ist dabei zweierlei innert kürzester Zeit: die nicht ganz freiwillige, aber halt aus beruflichen Gründen notwendige Abgabe des Kirchenpfleger-Amtes am Sonntag – und die Vikariats-Prüfungen Nummer 2, 3 und 4 vor neun Tagen (Gottesdienst) bzw. heute (Gemeindeaufbau und Seelsorge).

Damit bin ich endgültig “durch”:

Der Ordination steht jetzt nichts mehr im Wege.
Und also auch nicht dem Antritt der ersten Pfarrstelle.
Dem Umzug nächste Woche.
Dem Packen morgen.

Und auch nicht: dem Feiern heute abend!

Noch ein paar Wochen geht es in der Vikariatsgemeinde weiter. Dank noch nicht ausgeschöpften Ferienguthabens ist das Vikariat für mich dann de facto bereits Mitte (und nicht erst Ende) Juli zu Ende.
Und: Selbstverständlich äussere ich mich zu einem späteren Zeitpunkt auch noch zu meinem Offenen Brief und den vielfältigen Reaktionen, die er ausgelöst hat.

Gewählt

By , 22/03/2015 14:33

Auf den Tag genau fünf Monate, nachdem die Kirchenpflege ihren Wahlvorschlag verabschiedete, beschloss heute nun auch die Kirchgemeindeversammlung: Die beiden – wollen wir!

Und so steht jetzt fest: Meine Frau und ich dürfen nach unserer Ordination im Sommer ein sehr reizvolles Pfarramt übernehmen – in einem 130-Prozent-Pensum in der jungen, gerade einmal dreizehn Jahre alten Kirchgemeinde Kelleramt (Kt. Aargau).

Wir freuen uns sehr: über das Vertrauen – und auf die Aufgaben und Erfahrungen, die uns an unserem künftigen Wirkungsort erwarten.

Und gleich geht es weiter: am Dienstag das letzte KEA-Gespräch, am Donnerstag die erste von vier praktischen Prüfungen (Konf-Unterricht). Aber hey: Die Motivation war noch nie da-er als jetzt!

3… 2… 1… scheints!

By , 11/03/2015 08:58

Dass Reto etwas in petto hat, habe ich bereits einmal kurz angedeutet. Nun kommt der grosse Wahltag näher, und die Zeitungen beginnen zu berichten. Den Anfang macht heute die “Aargauer Zeitung” mit einem, wie wir finden, sehr gelungenen Artikel (für eine grössere Version direkt auf das Bild klicken):

(Aus: “Aargauer Zeitung” vom 11.3.2015, S. 26; Autor: Lukas Schumacher)

Jetzt müssen wir eigentlich – nur noch gewählt werden, jeweils das vierte KEA-Gespräch erfolgreich hinter uns bringen und die vier praktischen Prüfungen bestehen…

Wir freuen uns auf die neue Aufgabe!

Gegenverkehr

By , 20/02/2015 20:16

Nach fünf z.T. durchwachsenen Kurswochen bin ich seit Dienstag zurück in der Vikariatsgemeinde.

Schon am ersten Tag sehe ich zwei wunderbare Zufalls-Belege dafür, dass sich Gegensätze tatsächlich, wie man sagt, anziehen.

Der erste: Im Ortsbus sitzen zwei Personen nebeneinander. Die junge Frau liest Dawkins, der Jugendliche, strahlend, ein Buch mit dem Titel “In Gottes Heilungskraft leben”. Ich überlege mir, was ein Austausch zwischen den beiden Lesenden wohl ergäbe.

Der zweite Beleg: In der Inbox liegt die Einladung zur nächsten Sitzung der Zürcher Synode, deren Mitglied ich gar nicht bin. Ein Versehen. Eine Teilnahme würde sich sowieso nicht mehr lohnen: Wenige Stunden vorher habe ich die Kündigung unseres Mietvertrags abgeschickt. Es ruft eine andere Landeskirche.

Was dieser Aus-Tausch ergibt, werde ich sicher und bald erfahren. Und auch, welche Gegensätze mich dann erwarten.

Hin und her und hin

By , 29/01/2014 14:12

Als ich heute früh in der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten S-Bahn (vielleicht) gen Zürich etwas wenig Sauerstoff bekam, ist mir ein Licht aufgegangen. Ich weiss nun, weshalb Pfarrerinnen und Pfarrer i.d.R. an die Wohnsitzpflicht gebunden sind: Sie sollen nicht pendeln!

Typen-Frage

By , 20/01/2014 07:43

Hier nun mein zweiter “Tagebuch”-Eintrag in der “Reformierten Presse”:

Tagebuch 2 (3/2014)

(Erschienen in: “Reformierte Presse”, Nr. 3, 17.1.2014, S. 11; Autor: Reto Studer – Online-Textfassung hier)

Wahr nehmung (zum Hundertfünfzigsten)

By , 02/05/2013 17:53

Mittlerweile bin ich offenbar pastorabile. Selber merke ich dies beispielsweise, wenn ich feststelle, dass ich die Hauptstrasse zwischen Wohnung und Bushaltestelle auch dann auf dem umwegig-abseits aufgepinselten Fussgängerstreifen überquere, wenn kaum Verkehr herrscht – solange Kinder in der Nähe sind. Man will ja ein Vorbild sein! Und von aussen wurde mir das Prädikat der Pastorabilität von einer Auditorin (lat. korrekt: Auditrix) zugesprochen, der ich auf ihre Anfrage hin ganz selbstverständlich meine Bereitschaft signalisierte, ihr ein paar Vorlesungsunterlagen per E-Mail zukommen zu lassen: “Oh, das ist aber lieb – man merkt, dass Sie eigentlich schon Pfarrer sind!” Nun, die Unterlagen habe ich ihr noch nicht geschickt, da sie zunächst abklären muss, welche Folien ihr fehlen. Eine Flasche Wein hat mir die Dame aber jetzt schon überlassen, auf Kredit sozusagen – vergleichbar mit, um beim Thema zu bleiben, einer Einsetzungsfeier, die ja in der Regel auch stattfindet, bevor etwas geleistet wurde.

Die Flasche wird heute abend geleert – allerdings vor einem anderen Hintergrund: zur Feier des hiermit veröffentlichten hundertfünfzigsten Beitrags in diesem Blog.

Kreidezeit vorbei

By , 08/02/2013 12:28

Ausgebildeter Lehrer war ich nie. Nun bin ich auch kein praktizierender mehr: Heute morgen hatte ich zum letzten Mal für längere Zeit Kreide an den Händen. Die Mehrfachbelastung war auf die Dauer schlichtweg zu gross: Gewiss, man kann unterrichten und an der Uni arbeiten und ein Behördenamt ausfüllen und viel und gerne schreiben und ein gesundes Privatleben führen und zügig studieren – aber alles davon gleichzeitig?

Dass es nun ausgerechnet den grössten meiner Nebenjobs, ja: überhaupt einen Nebenjob, getroffen hat, mag diejenigen erstaunen, die wissen, dass ich vom Nur-Studieren bzw. Nicht-Arbeiten nicht viel halte. Es gibt aber einen guten Grund für meine Entscheidung: Wenn diese 11 Wochenstunden Französisch, Deutsch, Geschichte und Geographie, die ich in den letzten anderthalb Jahren erteilt (und vorbereitet) habe, wegfallen – und damit die grösste Ablenkung vom Studium –, kann ich ein Semester früher mit dem Studium fertig sein und es sogar ein Jahr eher als geplant ins Vikariat schaffen; ebendieses eine Jahr wäre ich dann auch früher im Kirchen- oder irgendeinem anderen Markt. Für einen Zweitstudenten, finde ich, ein sinnvolles Ziel, und so reichte ich vor den Herbstferien meine Kündigung ein. [1]

Während die Anstellung an der Uni, das Behördenamt, das Schreiben und das Private bleiben, stecke ich die neu gewonnene Zeit nun also ins Studium – und in die vorgezogene Suche nach einem Vikariatsplatz. [2]

[1] Die Bengel und die Bengelin werde ich trotzdem vermissen.
[2] Der einjährige Vikariatskurs wird, wenn ich den Master tatsächlich so früh wie erhofft schaffe, im August 2014 beginnen. Mal schauen, welcher Pfarrer (oder welche Pfarrerin) und welche Kirchgemeinde meinen Wünschen entsprechen und noch dazu bereit sind, mich als Vikar aufzunehmen.

…und Wollen?

By , 06/02/2013 13:42

Werde ich dereinst einmal Pfarrer sein können? Ja. Muss ich Pfarrer werden? In gewisser Hinsicht: ja, doch. Um die Modalverben-Trilogie abzuschliessen, folgt nun noch die Frage nach dem “Wollen”. Also:

Will ich überhaupt Pfarrer werden, mit allen Konsequenzen, die das Pfarrersein mit sich bringt? Ist die Kirche tatsächlich das richtige, das passende Arbeitsumfeld für mich? (…) Und, umgekehrt und genauso wichtig: Will die Kirche mich? Entspreche ich überhaupt “ihren” Vorstellungen?

Will ich? Grundsätzlich sicher: Ich habe nun sieben Semester lang Theologie studiert bzw. prakti-ziert, von Anfang an mit dem Ziel, ins Pfarramt zu gehen – und an diesem Ziel hat sich wenig geändert. Die meisten der pfarramtlichen Aufgaben reizen mich sehr, und auch oft negativ ausgelegte Aspekte des Amtes wie die Repräsentation der “Kirche” auch ausserhalb der (sowieso nicht fixen) Arbeitszeiten und die (in weiten Teilen der Kirchenlandschaft bestehende) Residenzpflicht sehe ich positiv und sogar als unabdingbaren “part of the job”, der eben mehr als ein Job ist.

Schwieriger zu beantworten ist für mich die Frage, ob “die Kirche” denn mich will. Oder: was “die Kirche” und die kirchenleitenden Behörden und Parlamente in diesen Tagen überhaupt wollen. Auf der einen Seite wird da vom drohenden Pfarrermangel gesprochen und für viel Geld schon unter Maturanden Nachwuchs gesucht – und auf der anderen Seite macht man sich, so mein Eindruck, sehr klein und (für mich) als Arbeitgeber, der die Kirche bei allem Zugehörigkeitsgefühl ja auch ist, etwas uninteressant: Ja, wir verlieren Mitglieder und zumindest im Kanton Zürich möglicherweise demnächst auch eine gute Einnahmequelle, und wir werden mancherlei ändern müssen – auch strukturell. Die Rede von den mageren Jahren (die so falsch ja nicht ist!) aber droht in meinen Augen zu einer self-fulfilling prophecy zu werden bzw. die Probleme zu verstärken, wenn zugleich Visionen und Perspektiven fehlen. Wohin also entwickelt sich die Kirche, und wie sieht sie in diesem Zusammenhang das Pfarramt der Zukunft? Was erwartet sie vom Nachwuchs – und was erwartet den Nachwuchs? Ich weiss es nicht, und ich kann deshalb auch nicht wissen, ob ich der Richtige dafür bin. [1]

Nachdem ich die Frage nach dem “Wollen” beim ersten Mal, vor fast einem Jahr, mit einem überzeugten “Ja” beantwortet hatte, bin ich zum jetzigen Zeitpunkt etwas zurückhaltender und meine: “vielleicht”.

Immerhin: Es bleibt noch etwas Zeit (für “die Kirche” und für mich), um herauszufinden, wohin die Reise in punkto Pfarramt geht: Ich werde die praktische Ausbildung jedenfalls sicher weiter verfolgen – und daneben bleibe ich halt auch für Anderes offen. [2]

Die Fragen nach dem “Können”, dem “Müssen” und dem “Wollen” begleiten mich also auch weiterhin auf meinem Weg. Spätestens nach dem Vikariat kann, muss, will ich möglichst abschliessende Antworten geben.

[1] Ich werde mich in späteren Einträgen wahrscheinlich ausführlicher mit diesen Fragen beschäftigen, zu denen für mich im Übrigen auch die Abgrenzung von Pfarramt und Sozialdiakonie gehört. Für den Moment – und zur Beantwortung der Frage nach dem “Wollen” – muss dieser Absatz ausreichen.
[2] Entsprechend beende ich den (in der Antwort auf die Frage nach dem Müssen angefangenen) Satz “Vorderhand bleibe ich also dabei [zu sagen, dass ich ins Pfarramt gehen “muss”] – ohne allerdings auszuschliessen, dass…” mit den Worten: “…zwei oder drei Herzen in meiner Brust schlagen, es daneben also noch andere ‘Müssens’ (und ‘Wollens’) geben könnte.”

…und Müssen…

By , 04/02/2013 13:14

“Können”, “Wollen”, “Müssen” – das war die Reihenfolge beim ersten Mal, vor knapp einem Jahr. Aus, naja, dramaturgischen Gründen will ich die Frage nach dem “Wollen” heuer an den Schluss setzen und an dieser Stelle also zunächst einmal über das “Müssen” nachdenken (nachdem das “Können”-Update bereits erfolgt ist). Nun denn:

Muss es denn gleich ein Pfarramt sein? Reicht es nicht, ausserhalb der (institutionellen) Kirche, konkret: im privatwirtschaftlichen Erwerbsleben, “evangelisch” zu wirken – im Kleinen und ganz uninstitutionalisiert? Kirchliche, christliche Anliegen kann ich ja auch niederschwellig, gewissermassen als “kirchliche Exklave” (oder “Enklave”, je nachdem, woher man schaut), in der Wirtschaft unterstützen!

Gegenfrage an mich: Was heisst schon “Müssen”? Vielleicht ist das zuviel verlangt. “Hier stehe ich und kann nicht anders”? Ganz ehrlich: das eher nicht. Aber ich habe schon den Eindruck, dass es mich grundsätzlich in die Kirche zieht und dass ich in diesem Umfeld glücklich und am richtigen Ort sein kann – weil ich in diesem Umfeld auch jetzt schon immer wieder einmal glücklich und am richtigen Ort bin (in der Oberländer Heimat) bzw. war (in der Praktikumsgemeinde, mit der ich im Übrigen auf die eine oder andere Art verbunden bleiben möchte). Wenn ich dieses “Ziehen” grosszügig als “Müssen” interpretiere: Ja, dann muss ich.

Als ich die Frage nach dem “Müssen” zum ersten Mal stellte, beantwortete ich sie mit “ja”. Vorderhand bleibe ich also dabei – ohne allerdings auszuschliessen, dass…

Mehr dazu im abschliessenden Teil dieser Modalverben-Trilogie, in dem es um das “Wollen” gehen wird.

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