Mal etwas wirklich Anderes
Als ich einmal schrieb, dass ich ein Gewohnheitstier sei, meinte ich das genauso: Ich will nicht ohne meinen Migros-Eistee (light) sein – ein Sonntag ohne TATORT (oder die Polizeirufe aus München und Rostock) ist kein Sonnentag-Abschluss – und dass ich meine Lieblingsschuhe schon mal nachkaufe, ist bekannt.
Für mich gilt grundsätzlich (oder zumindest “in der Regel“): Weshalb ändern, was sich doch bewährt hat? Never change a winning horse, heisst es so schön.
Dafür benötigt man aber, wenn man es genau nimmt: ein horse.
Und so habe ich in meinen Ferien dann doch einmal den Tee beiseite gestellt, den Fernseher ausgeschaltet, meine Turnschuhe angezogen (und, ja, die Bücher zugeklappt) – und mich auf ein Pferd gesetzt.
Das ist umso erstaunlicher, als ich bis dahin keinerlei Erfahrungen mit diesen Tieren gemacht hatte. Mehr bzw. weniger noch: Ich hatte, nennen wir das Kind ruhig beim Namen!, Schiss vor ihnen. Das Pferd bestand in meinen Augen allein aus seinen Hinterbeinen, die (Hufeisen bringen nicht immer Glück!), wenn das Ross es will oder es im Affekt nicht verhindern kann, sehr destruktiv wirken können. Und jetzt war ich, ein kleiner Ritt für die Menschheit, ein grosser Sprung für mich, als Schimmelreiter unterwegs und liess mich durch die Manege traben – und strahlte dabei wie ein Honigkuchenpferd. [1]
Ob das Paradies der Erde wirklich auf dem Rücken der Pferde liegt (bzw. sitzt), wie man sagt? Ich weiss es nicht, würde es nach dieser wohltuenden Ross-Kur aber nicht mehr ausschliessen.
Bestimmt aber zeigt sich an diesem Beispiel, dass es bei allem Eingespurt-Sein guttun kann, neue Pfade zu entdecken. Und weshalb sollte das nicht ein Pferdepfad sein? [2]
[1] Einmal musste ich sogar lachen – als die Trainerin den Schulgaul namens Europa (den ich an dieser Stelle herzlich gegrüsst haben will) mit den Worten anfeuerte: “Jetzt streng Dich ein wenig an, Europa!”.
[2] Mit Neuem geht es im und ab September weiter. Mehr dazu im nächsten Beitrag.