Posts tagged: Kirchenmusik

Zahlen, bitte!

By , 23/12/2013 14:50

Die kirchliche Sozialisierung eines Kirchgängers, einer Kirchgängerin erkennt man, wie ich finde, u.a. sehr schön an dessen bzw. deren Handhabung des Gesangbuchs. Ich unterscheide hier drei Typen: Der Vollprofi tastet das Buch gar nicht erst an, da er Texte und Melodien aus dem Effeff kennt; der regelmässige und “erfahrene” Besucher wirft, kaum hat er sich gesetzt, mehr oder weniger unbewusst einen Blick auf die Anzeige der Liedernummern und legt die Bändeli der ersten beiden Lieder schon vor dem Gottesdienstbeginn an die entsprechenden Stellen; und der Neuling bzw. der Unerfahrene blättert sich nach der knappen Liedansage durch den Pfarrer, die Pfarrerin hektisch durch das Gesangbuch.

Ich zähle mich zur zweiten Kategorie – und sah mich gestern zweimal vor ein kleines Problem gestellt:

Links... …und rechts

Immerhin: Jetzt weiss ich, weshalb das Gesangbuch zwei Bändeli bereithält!

Barmherzig ausgespannt

By , 05/12/2013 11:51

Wie versprochen, hier nun mein erster “Tagebuch”-Eintrag:

Tagebuch 1 (48/2013)

(Erschienen in: “Reformierte Presse”, Nr. 48, 29.11.2013, S. 9; Autor: Reto Studer – Online-Textfassung hier)

Hinweis aus der Schreibstube: Die Geschichte stimmt fast eins-zu-zwö… äh: -zu-eins. Bei der Nennung des Liedes erlaubte ich mir jedoch eine künstlerische Freiheit: Nachdem mir die verantwortliche Redaktorin mitgeteilt hatte, dass das Lied “Ich steh in meines Herren Hand”, das mir in der Realität “erschienen” war und das ich deshalb im ersten Entwurf nannte, wohl zu wenig bekannt und der Liedtitel deshalb auch nicht sofort als Liedtitel identifizierbar sei, beschloss ich, diesen durch “Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand” zu ersetzen. Diese Liedzeile ist nicht nur einiges bekannter (RG 698), sondern erfüllt ihren Zweck im Kolumnentext, im Gegensatz zum erstgenannten Titel, darüberhinaus selbst dann, wenn man das entsprechende Lied nicht kennt. Ich finde: zwei gute Gründe für die Änderung!

Und: Die doppeldeutige Überschrift dieses Blog-Beitrags ist ein Zitat aus dem im Kolumnentext genannten Lied.

Hält euch kein Dunkel mehr

By , 10/12/2012 05:40

Advent – Weihnachten steht vor der Tür, hinter der Dunkelheit erwartet uns ein, das Licht. Kaum irgendwo ist dieses Bild schöner und tröstlicher gemalt als in diesen acht Zeilen:

Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

(Aus: “Weihnachtslied”, Text: Jochen Klepper, Erstveröffentlichung in dem Gedichtband “Kyrie. Geistliche Lieder”, 1938) [1]

Der genialische Autor, Dichter, Schriftsteller Jochen Klepper, sensibler Drechsler obiger Verse, geboren 1903, Sohn eines evangelischen Pfarrers, verheiratet mit der um einige Jahre älteren Johanna Stein: Mutter zweier Töchter aus erster Ehe – Jüdin; deswegen ab der Machtübernahme der Nationalsozialisten immer mehr in der Ausübung seines eigentlichen Berufs als Journalist eingeschränkt und schliesslich notgedrungen als “freier” Schriftsteller tätig, bisweilen fiebrig-schnell arbeitend, verwerfend, neu beginnend; noch im Jahre 1940 zum Wehrdienst eingerückt, um seine Ehefrau und deren jüngere Tochter Renate (die ältere, Brigitte, lebte im sicheren Ausland) vor der drohenden Deportation zu schützen, doch schon bald wieder entlassen, da er nicht in die von den Behörden erwartete Scheidung einwilligt – in der Furcht vor einer Zwangsscheidung und dem damit vorgezeichnet scheinenden Weg beider Frauen ins Konzentrationslager nimmt er sich in und mit seiner kleinen Familie in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 das Leben.

Heute vor siebzig Jahren.

Den “hellen Morgenstern”, den er im oben zitierten, fast genau fünf Jahre zuvor verfassten “Weihnachtslied” besingt, scheint Klepper bei aller irdischen Verzweiflung bis zum Ende vor und über sich leuchten gesehen zu haben. Sein letzter Tagebucheintrag endet mit den Worten: “Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.”

Persönlicher Hinweis:
Ich selbst bin nur per Zufall und ausserhalb von Studium und Kirchgemeindearbeit auf Jochen Klepper und sein Werk gestossen. Wäre dieser runde Jahrestag, liebe mitlesende Pfarrerinnen und Pfarrer, nicht vielleicht ein guter Anlass, demnächst eines seiner Lied-Gedichte ins Zentrum eines Gottesdienstes zu stellen? Muss ja nicht zwingend noch im Advent sein – Klepper hat zu fast allen Feiertagen und Anlässen geschrieben…

Literaturempfehlung:
a. Gesangbuch der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz [2]
b. Klepper, Jochen: Unter dem Schatten deiner Flügel. Aus den Tagebüchern der Jahre 1932-1942, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1956 (mehr hier).
c. Baum, Markus: Jochen Klepper, Schwarzenfeld: Neufeld Verlag, 2011 (mehr hier).

[1] Der Titel dieses Blog-Eintrags entstammt demselben Gedicht – der ebenso schönen (und wunderbar unverträumt startenden) vierten Strophe, die da lautet: “Noch manche Nacht wird fallen / auf Menschenleid und -schuld. / Doch wandert nun mit allen / der Stern der Gotteshuld. / Beglänzt von seinem Lichte, / hält euch kein Dunkel mehr. / Von Gottes Angesichte / kam euch die Rettung her.”
[2] Nicht weniger als elf Gedichte Kleppers haben Eingang in das Reformierte Kirchengesangbuch gefunden: “Tauflied” (“Gott Vater, du hast deinen Namen”, 179), “Weihnachtslied” (“Die Nacht ist vorgedrungen”, 372), “Weihnachts-Kyrie” (“Du Kind, zu dieser heilgen Zeit”, 415), “Neujahrslied” (“Der du die Zeit in Händen hat”, 554), “Morgenlied” (“Er weckt mich alle Morgen”, 574), “Mittagslied” (“Der Tag ist seiner Höhe nah”, 584), “Abendlied” (“Ich liege, Herr, in deiner Hut”, 622), “Geburtstagslied” (“Gott wohnt in einem Licht”, 696), “Hochzeitslied” (“Freuet euch im Herren allewege”, 738), “Silvesterlied” (“Ja, ich will euch tragen”, 746) und “Trostlied am Totensonntag” (“Nun sich das Herz von allem löste”, 777).

Nebensaison

By , 02/07/2012 10:05

Das Hobby zum Beruf zu haben und den Beruf zum Hobby, kann gefährlich sein. Das dürften all diejenigen bestätigen können, die nicht wissen, wann genug ist. Aber nicht ausbrennen möchte ich, sondern brennen für etwas. Das setzt genügend Sauerstoff-Nachschub voraus, und den hole ich mir beim freien Schreiben, hie und da – und, immer, in der Musik: ich höre sie, ich sammle sie, und seit Frühling spiele ich sie auch wieder.

Meine Gitarre, logisch: Holz!, ist zum Glück genauso geduldig wie meine Nachbarn: immer wieder einmal ein unreiner Akkord? Wird verziehen. Sonntägliches Üben? Passt schon. Ein Weihnachtslied im Sommer? Nur zu. Und so kann es vorkommen, dass ich, wenn mir das aufgegebene Übungsmaterial fad wird, in Eigenregie ein paar schöne 3/4- bzw. 6/8-Zupfmuster einstudiere. Anhand von “Stille Nacht”. An einem Sonntag. Im Juli. [1]

Aber – abgesehen davon, dass Weihnachten für mich sowieso immer “stattfindet”: Solcherlei antizyklisches Verhalten ist wohl auch angezeigt, wenn es an Heiligabend etwas werden soll mit dem Einmannorchester vor versammelter Familienschar. Man will sich ja nicht blamieren!

[1] Ich befinde mich damit immerhin in bester Gesellschaft: Gordon Lightfoot hat seinen “Song for a Winter’s Night” ja auch, “leichtfüssig”, wie es der Name sagt, eines stürmischen Juliabends geschrieben, Elvis “Blue Christmas” u.a. einmal an einem Konzert im Memphis-Juli gesungen. (Naja: “Juli” und “Yuletide” – passt eigentlich bestens!)

Für sich gemeinsam – zu Pfingsten

By , 27/05/2012 07:47

Ich mag leicht übertrieben haben, als ich in einem früheren Text das Jerusalem-Seminar von letztem Jahr als atemraubende Schnitzeljagd von Scherbengrab zu Scherbengrab charakterisierte. Ein bitzeli stimmte das aber schon.

Jedenfalls: Hin und wieder hatten wir auch Gelegenheit, das Land allein oder in Gruppen auf eigene Faust zu erkunden. Besonders gerne erinnere ich mich hierbei an den Besuch Bethlehems – für mich die Offenbarung der ganzen Reise. Aus unorthodoxem Grund allerdings: Es war nämlich nicht, wie ich gerne sagen würde, die Geburtskirche, die mich so nachhaltig beeindruckte, sondern ein an und für sich stinknormaler lutherischer Gottesdienst, zu dem wir vom Pastor eingeladen worden waren.

Weshalb? Weil ich hier zum ersten ersten Mal nicht erdachte, sondern konkret, live, erfuhr, was Oekumene im Sinne einer weltumspannenden Christenheit bedeuten kann: Von der auf Arabisch gehaltenen Predigt verstand ich natürlich nichts – aber die Lieder, ebenfalls in arabischer Sprache, waren mir von der Melodie her bestens vertraut, und auch wenn die Anwesenden das Apostolikum und das Unservater in ihren je eigenen, mir völlig fremden Sprachen herunter- bzw. hinaufbeteten, hatte ich doch den Eindruck, dass ich sie alle in meiner Muttersprache reden hörte (Apg 2).

Jeder für sich das eigene und doch gemeinsam dasselbe – einen Moment lang habe ich nichts und doch alles verstanden.

Frohe Pfingsten wünsche ich Ihnen – und viele solcher Pfingstereig- und -erlebnisse, heute und sowieso.

Bruder Huldvoll zwischen den Gräben – zu Heiligabend/Weihnachten

By , 24/12/2011 00:27

Die Geschichte hinter der Entstehung des ursprünglich für Gitarrebegleitung komponierten Weihnachtsliedes “Stille Nacht” im Jahre 1818 ist faszinierend. Mehr dazu gibt es, extern, hier. Ebenso eindrücklich ist aber seine Wirkungsgeschichteeine Wirkungs-Geschichte ganz besonders.

Das Ereignis des Weihnachtsfriedens von 1914, auf das ich anspiele, ist wohl hinlänglich bekannt. Es kann aber wieder und wieder erzählt werden, ohne dass es an Faszination einbüsst. Ich jedenfalls kann mich daran nicht satt denken.

Der ehemalige “Stern”-Chefredaktor Michael Jürgs hat vor einigen Jahren zu diesem als “kleinen Frieden im Grossen Krieg” apostrophierten Weihnachtswunder ein Buch desselben Titels verfasst, das gleichsam eine O-Ton-Collage aus Feldpost-Berichten und Tagebuch-Einträgen von der Front sowie aus späteren Erinnerungen der Beteiligten ist. Ein Auszug daraus:

“Von jener Begeisterung, in der im August 1914 die Völker Europas wie besoffen in den Krieg zogen, ist nach insgesamt bereits einer Million Toter im Dezember 1914 nichts mehr geblieben. Im Blut ertrunken. Kein Wunder, dass eines an Weihnachten geschieht. […]

Anfangs ist es nur einer, der Stille Nacht, heilige Nacht vor sich hin singt. Leise klingt die Weise von Christi Geburt, verloren schwebt sie in der toten Landschaft Flanderns. Doch dann brandet Gesang wie eine Welle übers Feld, ‘um Schulterwehr und Schulterwehr und von der ganzen langen dunklen Linie der Schützengräben klang es empor: Schlafe in himmlischer Ruh’. Diesseits des Feldes, hundert Meter entfernt, in den Stellungen der Briten, bleibt es ruhig. Die deutschen Soldaten aber sind in Stimmung, Lied um Lied ertönt ein Konzert aus ‘Tausenden von Männerkehlen rechts und links’, bis denen nach Es ist ein Ros entsprungen die Luft ausgeht. Als der letzte Ton verklungen ist, warten die drüben noch eine Minute, dann beginnen sie zu klatschen und ‘Good, old Fritz’ zu rufen, und: ‘Encore, encore’, ‘more, more’. Zugabe, Zugabe.

Die derart hoch gelobten Fritzens antworten mit ‘Merry Christmas, Englishmen’ und ‘We not shoot, you not shoot’, und was sie da rufen, das meinen sie ernst. Sie stellen auf den Spitzen ihrer Brustwehren, die fast einen Meter über den Rand der Gräben ragen, Kerzen auf und zünden sie an. Bald flackern die, aufgereihten Perlen gleich, durch die Finsternis. Wie das Rampenlicht eines Theaters habe es ausgesehen, wird ein englischer Soldat seinen Eltern schreiben, ‘like the footlights of a theatre’.

Die Bühne für die Inszenierung ist damit ausgeleuchtet, die Generalprobe für ein Stück gelungen, das an den nächsten Tagen an der Westfront gegeben wird. Hier und dort und überall von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze. Der Intendant oben in seiner Loge hatte für Flandern beste äussere Bedingungen geschaffen. Nach Einbruch der Dunkelheit an diesem 24. Dezember 1914 – und dunkel ist es bereits gegen sechzehn Uhr – verzog sich der Wind. Klarer Sternenhimmel ‘grüsste uns von der Wohnung des Allmächtigen herab’, und der Vollmond ‘verlieh der weiten, schönen flandrischen Rembrandtlandschaft durch sein mildes Licht das Gepräge wohltuenden Friedens’.

Beides hilft jetzt, Mond und Kerzen. Jede verdächtige Bewegung im Niemandsland wäre sichtbar. Ehre sei Gott in der Höhe, Friede den Menschen auf Erden, verkündet das Evangelium für diesen Tag. Aber in offenbar gewordener Abwesenheit eines Höheren auf Erden beschliessen Deutsche und Briten spontan, Franzosen und Belgier zögernd, an Weihnachten, ohne auf Gottes Segen zu warten, nicht aufeinander zu schiessen.”

(Aus: Jürgs, Michael: Der kleine Frieden im Grossen Krieg, Goldmann, München 2005, S. 77/7f.)

Ob Gott tatsächlich abwesend war in jenem Krieg, den wir heute als den Ersten Weltweiten kennen? Ob er sich wirklich einen Teufel geschert hat um das Menschengeschlecht? Die Soldaten in den Schützengräben, die noch wenige Monate zuvor für Gott und Vaterland in den Krieg gezogen waren, müssen jedenfalls mehr und mehr so empfunden haben. Umso wundervoller, ja: Wunder-voller, dass in Form der spontanen Verbrüderung, die an einigen Frontabschnitten mehrere Tage andauerte, die Weihnachtsbotschaft direkt und punktgenau in die kalte Wirklichkeit einbrach – als Waffenruhe und gemeinsames Begraben der Toten, beim Austausch von Geschenkspaketen aus der Heimat, bei improvisierten Fussballspielen im Niemandsland zwischen den Gräben der Einen und den Gräben der Anderen…

An wohl kaum einem anderen Ort findet sich das Weihnachtsereignis aus dieser Sicht besser umschrieben als in der (nicht im evangelisch-reformierten Gesangbuch enthaltenen) vierten Strophe von, ausgerechnet!, “Stille Nacht” selbst, beinahe hundert Jahre vorher im österreichischen Oberndorf uraufgeführt – und offenbar einer von vielen kleinen Katalysatoren für den Zwischenfrieden:

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Wo sich heut’ alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder Huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt!
Jesus die Völker der Welt!

(Aus: “Stille Nacht”, Text: Joseph Mohr, Musik: Franz Xaver Gruber)

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern frohe, friedliche Weihnachtstage und ein paar geruhsame Momente zum Ausklang dieses Jahres.

“Gesangbücher digital”: jetzt ins Netz damit!

By , 07/09/2011 17:02

Wer, wie ich, die Gesangbuch-Standards, die Evergreens an der Oberfläche, kennt, das etwas tiefer versteckte Liedgut aber nicht, kann, falls er dies ändern möchte, aufatmen: Im Frühling 2011 erschienen die “Gesangbücher digital”. Diese enthalten, auf einer einzigen DVD, digitale Ausgaben der Gesangbücher der reformierten und der katholischen Kirchen der Schweiz (Texte, Notensätze) und ermöglichen dem Nutzer unter anderem, sich die 2000+ Lieder direkt am Computer anzuhören. Ein grossartiges Angebot eigentlich, das der Friedrich Reinhardt Verlag im Auftrag der reformierten und katholischen Landeskirchen produziert hat. Als Theologiestudent mit Verbesserungspotential im Liturgischen könnte ich so nach Lust und Laune und im eigenen Tempo das Liedgut kennenlernen, das einen ansehnlichen Teil des gar nicht so wortlastigen reformierten Gottesdiensts ausmacht.

“Könnte”? Ja. Leider – leider für mich – haben die Herausgeber den Schritt ins Digitale nicht mit letzter Konsequenz vollzogen. Für eine DVD jedenfalls, die mich an ein CD-Laufwerk bindet und die notabene nur für Windows programmiert ist, scheint mir der Preis von 350 Franken überrissen.

Nicht falsch verstehen: Es steckt grosse Arbeit hinter den “digitalen Gesangbüchern”. Dies darf und soll in die Preisbildung einfliessen. Vielleicht ist das, was einem geboten wird, das viele Geld sogar wert. Aber in dieser Form? Wären die Lieder auf einem Onlineportal abgelegt und über einen kostenpflichtigen Account abrufbar, und könnte man sich auch die Tonspuren online, also unabhängig von einem Datenträger, anhören, vielleicht sogar herunterladen – ich wäre gerne bereit, mir einen solchen Account zu leisten. Wer weiss: Vielleicht wird eine solche www-Variante bei Gelegenheit nachgereicht?

Bis dahin werde ich mich, wenn ich einen ersten Eindruck von mir unbekannten Liedern bekommen möchte, weiterhin mit den übersteuerten Amateuraufnahmen lokaler Chöre auf YouTube zufrieden geben müssen.

Jochen Klepper irrte

By , 13/08/2011 13:02

‎”Tagebuch führe ich, weil ich fasziniert bin von der Handlung, die ein anderer ‘mit meinem Blute’ schreibt. Dass ich mit künftigen Biographen kokettiere, glaube ich nicht. Die werden mein Tagebuch nicht bekommen, so gross wird mein Ruhm nach menschlichem Ermessen nicht werden. Ich bin dreissig Jahre alt. Wie wenig Geschriebenes liegt von mir vor, wie wenig für mich Bezeichnendes werde ich jetzt schreiben können.” (Jochen Klepper, 6.7.1933)

Der Verfasser dieser Zeilen sollte trotz berechtigter Zweifel nicht recht behalten: Heute, gut 78 Jahre nach dem zitierten Eintrag, lese ich (ganz freiwillig!) sein Tagebuch, wobei mir noch 900 Seiten bevorstehen bis zum traurigen Abschiedseintrag vom 10.12.1942 – und zahlreiche Gedichte hat er noch hinterlassen können. Einige davon finden sich in jedem Kirchengesangbuch; im evangelisch-reformierten Gesangbuch beispielsweise stammen ganze elf Texte von ihm. Besonders empfohlen seien die Keppler-Vertonungen durch Siegfried Fietz.

Panorama Theme by Themocracy