Für sich gemeinsam – zu Pfingsten
Ich mag leicht übertrieben haben, als ich in einem früheren Text das Jerusalem-Seminar von letztem Jahr als atemraubende Schnitzeljagd von Scherbengrab zu Scherbengrab charakterisierte. Ein bitzeli stimmte das aber schon.
Jedenfalls: Hin und wieder hatten wir auch Gelegenheit, das Land allein oder in Gruppen auf eigene Faust zu erkunden. Besonders gerne erinnere ich mich hierbei an den Besuch Bethlehems – für mich die Offenbarung der ganzen Reise. Aus unorthodoxem Grund allerdings: Es war nämlich nicht, wie ich gerne sagen würde, die Geburtskirche, die mich so nachhaltig beeindruckte, sondern ein an und für sich stinknormaler lutherischer Gottesdienst, zu dem wir vom Pastor eingeladen worden waren.
Weshalb? Weil ich hier zum ersten ersten Mal nicht erdachte, sondern konkret, live, erfuhr, was Oekumene im Sinne einer weltumspannenden Christenheit bedeuten kann: Von der auf Arabisch gehaltenen Predigt verstand ich natürlich nichts – aber die Lieder, ebenfalls in arabischer Sprache, waren mir von der Melodie her bestens vertraut, und auch wenn die Anwesenden das Apostolikum und das Unservater in ihren je eigenen, mir völlig fremden Sprachen herunter- bzw. hinaufbeteten, hatte ich doch den Eindruck, dass ich sie alle in meiner Muttersprache reden hörte (Apg 2).
Jeder für sich das eigene und doch gemeinsam dasselbe – einen Moment lang habe ich nichts und doch alles verstanden.
Frohe Pfingsten wünsche ich Ihnen – und viele solcher Pfingstereig- und -erlebnisse, heute und sowieso.