So: im Anschluss an Karfreitag und Ostern eine vorlesungs- und seminarfreie Woche. Ferien? Ausruhen? Nein: Nun komme ich – nach dem teilweise kopf- und immer atemlosen Hetzen von nicht vorgesehenem Leistungsnachweis zu nicht vorgesehenem Leistungsnachweis, von Thesenpapier zu Thesenpapier, von Zusammenfassung zu Zusammenfassung – nun jedenfalls komme ich wieder einmal: zum Studieren!
(Na gut, möglicherweise ist mein Semester-Stundenplan ja doch zu ambitioniert.)
Nun ist es amtlich: Ich darf mich per sofort Bachelor nennen. Auch wenn ich diesen Titel bekanntlich nicht sehr bedeutend finde und allenfalls als Zwischentitel bezeichnen würde, und auch wenn die Uni dies offenbar genauso sieht, zumal sie für die heutige Übergabe des Diploms die Schweizerische Post bemüht hat (und hier auch nur die A-Postel und nicht die Schnelleingreif-Kavallerie des Peer Einschreiben): Ein wenig stolz bin ich doch. Nicht darauf, dass ich es geschafft habe (das ist wahrlich keine Hexerei!) – sondern wie: recht gut und recht zügig trotz Tanzens auf vielen Hochzeiten. Da habe ich mir doch eine kleine Bachelor-Party verdient!
“Vorbeugen ist besser als heilen” – das finden bekanntlich selbst wir vertrauensseligen Kirchenleute. In den vergangenen drei Wochen galt auch bei mir höchste Sicherheitsstufe. Nicht auszudenken, das Tagewerk bzw. Untertage-Werk wäre über Nacht von der Festplatte verschwunden, oder der Laptop und der allabendlich ausgedruckte “Stand der Dinge” hätten sich bei einem Wohnungsbrand beide in Nichts aufgelöst!
Aber ich habe den Gratis-E-Mail-Account meiner Jugend ja nicht allein aus Nostalgiegründen behalten. Zur Archivierung von “hot mails” eignet er sich weiterhin bestens:

Und – ja: Wäre damals schon absehbar gewesen, dass ich davon einen Screenshot online stelle, hätte ich die Klammer im Betreff des E-Mails vom 26.10.2012, 6.45 Uhr, bestimmt, wie es sich gehört, geschlossen…
Den Titel dieses Beitrags muss ich nicht erklären, oder?
Drei Tage lang soll Jona im Bauch des Fisches gewesen sein, bevor er wieder aufs Trockene gespieen wurde. Ganze drei Wochen verbrachte ich in den Eingeweiden der Zentralbibliothek. Nun ist es bereits vollbracht: Die Bachelorarbeit, für die ich mindestens die doppelte Schreibzeit veranschlagt hatte, steht nicht nur seit heute – sie liegt mittlerweile auch schon beim Dozenten. [1]
Das war, wie man sich denken kann, eine intensive Zeit. Wer gerne ausgiebig schläft, sollte sich ebensowenig ein Vorbild an mir nehmen wie diejenigen, welche nicht eine bessere Hälfte haben, die selbst viel rackert und also das nötige Verständnis für solcherlei Übungen mitbringt.
Ich freue mich jedenfalls, diese Arbeit noch vor dem Kirchgemeinde-Modul des Praxissemesters und zudem noch einiges früher als geplant abgeschlossen zu haben; die dadurch “gewonnene” Zeit werde ich nun in eine Master-Seminararbeit investieren. Wenn ich schon im richtigen Modus bin…
[1] Ich habe mich von den Kommentatorinnen und Kommentatoren in diesem Blog davon überzeugen lassen, dass ich die weitestverbreitete Schreibweise für den “Streit um das Apostolikum”, “Apostolikumstreit” (ohne Binnen-S), verwenden sollte. Vielen Dank für Euren Gegenwind!
Seit genau zwei Wochen schreibe ich nun im Schweisse meines Angesichts an meiner Bachelorarbeit, sechs Tage pro Woche von früh bis spät in der ZB, sonntags zu Hause – und das Zwischenergebnis kann sich, wie ich finde, sehen lassen. Schon erstaunlich, was möglich ist, wenn man sich einmal nicht ablenken lässt von dem, was an der Oberfläche geschieht (und allmorgendlich anständig behemdet die Wohnung verlässt, um sich selbst zu signalisieren: Das Ganze ist ein Job und kein Akt der Selbstverwirklichung).
Ich komme also ganz gut klar.
Aber wenn hier schon immer wieder auch Theologinnen und Theologen lesen, wäre ich dankbar, wenn ich etwas theologisches Kernwissen abzapfen dürfte: Kann mich wohl jemand von Ihnen und Euch verbindlich wissen lassen – ob es Apostolikumstreit oder Apostolikumsstreit heisst?
Ich tendiere deutlich zu letzterem, bin aber verunsichert dadurch, dass ausgerechnet die Standardlektüre zum Thema und die RGG zu einem anderen Schluss kommen.
Wenn ich mich eh schon durch die Bücher kämpfe, kann ich, dachte ich mir, gleich auch über dieselben gehen. Und so habe ich letzte Woche all meine bisher erworbenen Kreditpunkte zusammengekratzt, mir auf die Schulter geklopft – und den Antrag auf Studienabschluss eingereicht. Der Antrag steht zwar noch unter dem Vorbehalt, dass die Bachelorarbeit bis Ende des Semesters fertig ist und auch tatsächlich angenommen wird; an beidem zweifle ich nach der ersten Schreibwoche, die ebenso speditiv wie konzentriert verlief, aber nicht im Geringsten.
Schon bald also kann ich mich “Bachelor in Theologie” nennen. Werde ich aber nicht tun, denn der Titel ist in der Praxis – Kirche, Universität, ausserhalb – und in meinem eigenen Verständnis soviel wert wie fast jeder andere Bachelorabschluss auch: nichts. Und das zu Recht. Aber ich benötige das Zeugnis halt, um in ein paar Semestern den Masterabschluss zu beantragen. (Dieser zählt dann wenigstens in Kirche und Uni etwas.)
“Und wieder einmal neigen sich Semesterferien dem Ende zu”, schrieb ich vor gut vier Monaten. Seit letzter Woche gilt: Das vierzehnwöchige Veranstaltungsintermezzo und die anschliessende Prüfungszeit sind vorbei, “und schon wieder haben wir Semesterferien”. Läppische drei Vorlesungen habe ich zuletzt noch besuchen müssen, um mein Bachelor-Konto zu füllen (die Bachelorarbeit steht aber noch aus), eine einzige Prüfung nur galt es zu schreiben – und doch bin ich müde.
Müde einerseits wegen des kirchenpolitischen Begleitprogramms des vergangenen Halbjahres, das viel Zeit und Gehirnschmalz forderte. Anderseits, und gewiss vor allem, auf dieselbe Art müde wie der schwimmende Seeüberquerer in der Mitte des Gewässers: Das Ufer, an dem er losschwamm, mag ja schon weit weg sein – die Strecke, die vor ihm liegt, ist noch einmal ganz genau so lang, und die Bewegungen sind immer dieselben und die Muskeln müde und das Wasser kalt. Zurück? Bringt doch nichts! Nach vorne? Klar! Aber eben: Das dauert. Die Mitte des Sees, sinnbildlich gesprochen, habe auch ich jetzt erreicht: Sechs Semester liegen hinter mir, bestimmt noch einmal sechs Semester (inkl. des kirchlich organisierten Praxissemesters) vor mir. Zu senior für die Anfängersachen, zu junior für grössere Unternehmungen und für den Abschluss sowieso – mittendrin halt.
Da gibt es nur eines: zügig die ausstehende Philosophie-Proseminararbeit schreiben, dann Vorbereiten und zumindest Inangriffnahme der Bachelorarbeit – und im Herbst ab ins Praxissemester, will heissen: hinaus (bzw. hinein) in die Mikrokosmoi Kirchgemeinde und Altersheim. Auf das Uni-lose, dafür praxisrelevante(re) Halbjahr freue ich mich. Und wenn alles gut geht, werde ich danach gewiss frischen Geistes an die Fakultät zurückkehren, mit einem Zielufer – dem Pfarramt, so hoffe ich – vor Augen, das noch heller leuchtet und stärker anzieht als bis anhin schon. Dann fällt der Schwumm dahin auch automatisch wieder etwas leichter.
Noch drei Wochen bis zur nächsten (und für längere Zeit letzten) Prüfung. Ich mag es, ein vernünftiges Mass an Lernstoff intensiv zu bearbeiten, gerne auch in schriftlichen Arbeiten, und habe im Gegenzug weniger Freude daran, annähernd unübersichtlich viel Stoff nur oberflächlich ins Gehirn zu hämmern – doch genau das ist bei Grundkursen notwendig, und genau deswegen schwimme ich im Moment noch ein wenig.
Immerhin: Letzte Woche wurde eine Liste möglicher Essaythemen ausgeteilt, so dass wir wissen, in welche Richtung wir lernen müssen. Von den zwölf angegebenen Themenkomplexen werden dann, in Ergänzung zu einem Block von Multiple-Choice-Fragen, deren drei zur Wahl gestellt – eines davon ist zu bearbeiten.
Jetzt möchte der Homo Oeconomicus in mir, ein fauler, opportunistischer Schweinehund, (sicheren) Aufwand und (erhofften) Ertrag in ein vernünftiges Verhältnis bringen. Deshalb habe ich vorhin meine Kenntnisse in der Wahrscheinlichkeitsrechnung reaktiviert – und bin dabei zu einer ermutigenden Erkenntnis gekommen: Wenn ich von den zwölf möglichen Themen sieben, also gerade einmal eines mehr als die Hälfte, vorbereite, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass an der Prüfung mindestens eines der im Vorfeld zum genaueren Studium auserkorenen zur Wahl steht, stattliche 95.5 Prozent.
Können die naturwissenschaftlich Bewanderten unter uns die Richtigkeit meiner Kalkulation – ich rechnete 1-5*4*3/12/11/10 – bestätigen? Und könnten die Theologinnen und Theologen, die hier lesen, mich vielleicht wissen lassen, ob ich das Restrisiko in Kauf nehmen und es einfach fatalistisch-gelassen als Zeichen von oben betrachten sollte, wenn am Ende, mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 4.5 Prozent, doch ausschliesslich Unvorbereitetes vorgeschlagen wird?
Die Kritik am Bologna-System – a.k.a. Schlacht am Punkte-Buffet – mag in mancherlei Hinsicht berechtigt sein. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass auch das Lizentiatssystem, das selbst von Kolleginnen und Kollegen gepriesen wird, die es nie selbst kennengelernt haben, seine Schwächen hatte und dass eine Rückkehr dorthin nicht zwingend besser wäre. Und ebenso aus eigener und gerade eben aufgefrischter Erfahrung möchte ich festhalten, dass zumindest wir Theologen bei Dozenten in die Lehre gehen, welche der Vernunft in der Regel einen hohen Stellenwert einräumen und fünfe (oder, um die Versöhnung mit der schönen, unschuldigen Stadt Bologna auch sprachlich zu demonstrieren: “cinque”) auch einmal gerade sein lassen! Mit dem so verstandenen Bologna-System kann ich allerbestens leben.
Ausserdem: An welcher anderen Fakultät…
…kann man Professoren direkt und unbürokratisch anschreiben und erhält für gewöhnlich innert weniger Stunden, oft auch spätabends oder an den Wochenenenden, eine mehr als brauchbare Antwort (teilweise auch auf Aspekte, die man selbst noch nicht einmal bedacht hat, die aber sicher im Verlauf des Abklärungen noch relevant geworden wären)?
…werden schonmal Stundenpläne umgestellt, wenn ein oder zwei (und nicht zwingend mehr!) Studenten Terminkonflikte melden?
…sind Modulverantwortliche bereit, Abgabetermine von Seminar- und anderen Arbeiten im Einzelfall zu verschieben, auch wenn die Gründe für die Anfrage private sind?
Gewiss, es ist nicht alles perfekt an der Theologischen Fakultät. Aber wir jammern, wenn wir jammern, auf sehr hohem Niveau.