Vier-Viertel-Pakt

By , 23/06/2015 16:04

Es ist vollbracht!

Das “Es” ist dabei zweierlei innert kürzester Zeit: die nicht ganz freiwillige, aber halt aus beruflichen Gründen notwendige Abgabe des Kirchenpfleger-Amtes am Sonntag – und die Vikariats-Prüfungen Nummer 2, 3 und 4 vor neun Tagen (Gottesdienst) bzw. heute (Gemeindeaufbau und Seelsorge).

Damit bin ich endgültig “durch”:

Der Ordination steht jetzt nichts mehr im Wege.
Und also auch nicht dem Antritt der ersten Pfarrstelle.
Dem Umzug nächste Woche.
Dem Packen morgen.

Und auch nicht: dem Feiern heute abend!

Noch ein paar Wochen geht es in der Vikariatsgemeinde weiter. Dank noch nicht ausgeschöpften Ferienguthabens ist das Vikariat für mich dann de facto bereits Mitte (und nicht erst Ende) Juli zu Ende.
Und: Selbstverständlich äussere ich mich zu einem späteren Zeitpunkt auch noch zu meinem Offenen Brief und den vielfältigen Reaktionen, die er ausgelöst hat.

Offener Brief: Gegen Gewalt – in Herz und Mund und Händen

By , 18/05/2015 08:19

Liebe Kirche

Ich weiss, dass es dir nicht leicht fällt, Kritik entgegenzunehmen. Doch was sein muss, muss sein. Ich habe lange genug öffentlich geschwiegen zu dem, was mich mehr und mehr beschäftigt. Jetzt möchte ich gerne einmal wissen:

Das mit dem Eintreten für die Schwachen und das mit der Gewaltlosigkeit, die du dir so gerne auf die Fahne schreibst – ist es dir damit eigentlich ernst?

Weshalb ich das frage?

Schauen wir uns einmal, um ein Beispiel von vielen zu nennen, die ich im vergangenen Jahr nolens volens gesammelt habe, dein Tagungszentrum auf dem basellandschaftlichen Leuenberg genauer an. Dort oben steht eine Skulptur eines sich aufbäumenden, schreienden Esels – als eindrückliches Symbol für die nach Befreiung und Erlösung rufende Schöpfung, wie es in der Beschreibung heisst.

Dagegen gibt es nichts zu sagen.

Das Symbol ist aber eben auch und erst recht auf der Metaebene ein eindrückliches: dafür nämlich, dass du, liebe Kirche, in dieser Thematik Bekenntnisse abgibst, die am Ende doch nur Lippenbekenntnisse sind – weil schon deine Zähne und dein Gaumen nichts mehr davon wissen möchten.

Diese Esel-Skulptur wäre ja wirklich wunderbar, würde nicht zugleich im Speisesaal, neben dessen Eingang sie steht, Essen aufgetischt, das überhaupt erst dafür sorgt, dass die tierliche Schöpfung nach Befreiung und Erlösung rufen muss – und das zudem in hohem Masse mitschuldig ist an der Umweltzerstörung und am Hunger auf dieser Welt.

Und nein: Das ist keine “Glaubensfrage”, ist keine “Auslegungssache”. Das sind Fakten.

So sehr ich mich auch bemühe, liebe Kirche: Ich kann bei dir, was den Umgang mit der Schöpfung (nota bene: der einzigen Welt, die wir haben!) anbelangt, weder ein konsequentes Eintreten für die Schwachen noch einen ernsthaften Versuch der Gewaltlosigkeit erkennen. Nicht auf dem Leuenberg und in anderen deiner Bildungshäuser, nicht auf der Ebene der Landeskirchen, nicht in den Kirchgemeinden und auch kaum je bei uns Einzelnen zu Hause. (Und wir alle sind Kirche und haben es täglich neu in der Hand!)

Anders gesagt – noch einmal anhand realer Beispiele: Segensgottesdienste für Fifi, Miezi und Hansi sind zu wenig bzw. zutiefst karnistisch – das Lob der Schöpfung und die Kollekte für die Hungernden an Erntedank vertragen sich schlecht mit dem anschliessenden Auftischen von Wienerli – und die Armenküche, die Speisen aus tierlichen “Produkten” ausgibt, löst das Armutsproblem nicht, sondern verschiebt es einfach.

Ach, liebe Kirche: Ich könnte dazu noch so viel mehr schreiben!

Aber wozu soll ich dir einen langen Vortrag halten über das immense Leid aller Tiere, deren Körperteile, Eier (frohe Ostern!) oder Milch wir ganz ohne Not (!) konsumieren [1] – deren Haut, Pelz, Wolle oder Daunen wir tragen – über die feige Auslagerung des blutigen und z.T. giftigen “Handwerks” an Andere – und über die katastrophalen Folgen von alledem für Mensch und Umwelt?

Ich muss das nicht weiter ausführen. Das alles ist ja nicht neu, das alles weisst du, die du ja gerne selber denkst, schon lange.

Wenn dir aber nur etwas davon – die Tiere, die Menschen, die Umwelt [2] – am Herzen liegt, liebe Kirche: Dann gib dir einen Ruck und verhalte dich auch entsprechend. Biete von dir aus Veganes an, werde selbst vegan! [3]

So kannst du zeigen, dass es dir tatsächlich ernst ist mit dem Eintreten für die Schwachen und mit der Gewaltlosigkeit, die du dir so gerne auf die Fahne schreibst.

Kleiner Entscheid, grosse Wirkung!

Herzliche Grüsse,
Reto

[1] Und komm mir jetzt nicht mit Bio und Freiland!
[2] Auf den Aspekt der Gesundheit gehe ich hier nicht sein, da es mir in diesem Beitrag v.a. um ethische (d.h. um tier- und menschenrechtliche) Fragen geht. Mehr zu gesundheitlichen Fragen findest du z.B. hier und hier.
[3] Du würdest damit im Übrigen auch einer Empfehlung der UNO folgen.

Hinweis: Ich lebe seit gut einem Jahr vegan und folge damit, und auch mit mehr und mehr anderen Konsum-Entscheidungen, wieder meinem Gewissen. Vermissen tue ich nichts. Im Gegenteil! In der Kirche bin ich mit meiner Lebens-Haltung weitgehend allein. Aber ich bleibe dran – immer besser vernetzt und seit kurzem auch im Vorstand von AKUT.

Wer mehr über das Leben als Veganerin bzw. Veganer wissen möchte, Tipps braucht oder an einem Austausch interessiert ist, darf sich selbstverständlich jederzeit an mich wenden.

Ausdruckskraft

By , 09/05/2015 23:44

So – zurück von der einwöchigen Studienreise nach, in und durch England, wo wir Vikarinnen und Vikare uns unter der fachkundigen Leitung von Sabrina Müller mehrere, unterschiedliche Gemeinden aus dem Bereich der “Fresh Expressions of Church” aus nächster Nähe angesehen haben. [1]

Bisher hatte ich von diesen “Fresh Expressions” ja immer nur gehört – und die Stirn gerunzelt, wenn (wie ich nun weiss: verkürzt) berichtet wurde, irgendwo auf der Insel hätten sich ein paar Skater zusammengetan, und das sei ernsthaft “Kirche”.

Umso wichtiger, dass ich jetzt einmal da war. Die Gastfreundschaft, der Mut, die Risikofreude dieser “Fresh Expressions” war für mich nämlich enorm inspirierend – besonders im Vergleich zu vielen kirchenpolitischen Projekten und Diskussionen hier in der Schweiz, die ich mehr und mehr als “Fresh Depressions” wahrnehme.

Mal sehen, wie bzw. ob sich die Eindrücke von dieser Reise in meiner pfarramtlichen Tätigkeit niederschlagen werden. Klar ist: Eine Idee, die ich unterwegs hatte, möchte ich zumindest einmal weiterverfolgen.

[1] Wir waren hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier zu Besuch. Und am Sonntagmorgen habe ich endlich, endlich meine Mitbloggerin Carla Maurer persönlich kennengelernt: im und nach dem Gottesdienst in der Swiss Church London. (Herzliche Grüsse aus der Heimat!)

“Kirche ist…” – ja, was eigentlich?

By , 20/04/2015 08:46

Dieser Beitrag ist eine leicht abgewandelte Version eines Textes, den ich am Samstag an anderer Stelle online stellte: auf http://www.kirche-ist.ch.

Dabei handelt es sich um mein “Gemeindeprojekt”, das ich im Rahmen des Vikariats zu planen und durchzuführen hatte. Zwei Wochen lang, vom 6. bis 19.4.2015, berichteten 20 Mitglieder meiner Vikariatsgemeinde über ihr kirchliches Engagement. Mehr zu den Hintergründen hier.

Was “Kirche ist…” – wenn ich auf meine Woche zurückblicke, so komme ich für mich zum Schluss: Kirche ist die pure Vielfalt. Ja – genau so vielfältig wie das Leben:

Am Dienstag durfte ich eine Beisetzung gestalten.
Am Donnerstag begannen wir in “meiner” Konfirmanden-Gruppe, die Konfirmation zu planen.
Am Samstag zelebrierte ich eine Trauung.
Und am Sonntag durfte ich einen Gottesdienst mit drei Taufen leiten und feiern.

An diesen ganz unterschiedlichen Eck- und Wendepunkten im Leben tätig sein und Menschen begleiten zu dürfen, ist für mich sicher eines der ganz grossen Privilegien im Pfarramt!

Und alle diese Tätigkeiten, alle diese Kasualien bedeuten, hinter den Kulissen, natürlich auch: zahlreiche und v.a. bisweilen sehr persönliche Gespräche im Vorfeld (mit den Hinterbliebenen, den Konfirmandinnen und Konfirmanden, dem Brautpaar, den Tauffamilien – im Lauf eines Tages bunt durcheinandergemischt [1]) und die seriöse, sensible Vorbereitung dessen, was in der konkreten Situation angemessen ist und vom Gegenüber erwartet wird. Für mich als “Pfarrer-Lehrling” ist dies eine grosse Herausforderung – ich nehme aber an und hoffe auch, dass es das auch bleibt.

Die genannten Tätigkeiten und Anlässe, und dazu noch die Leitung meines Gemeindeprojekts, sind in dieser sowie der letzten Woche also zusammengekommen – und so habe ich nun wirklich das Gefühl, ich hätte einen guten Eindruck davon, was das heisst: Pfarrer sein.

Was soll ich sagen? Zeitlich passt das ganz gut! In der kommenden Woche werde ich nämlich meinen Vikariatsleiter vertreten und also für sämtliche pfarramtlichen Belange in der Vikariatsgemeinde zuständig sein.

[1] Da ist es dann keine Überraschung, dass ich nur ein paar Stunden vor der Trauung feststellte, dass ich im Skript einmal versehentlich vom “Taufspruch” redete…

Spannungsvoll

By , 06/04/2015 10:19

An Karfreitag und an Ostern war ich im Einsatz. An beiden Feiertagen habe ich den Gottesdienst gemeinsam mit meinem Vikariatsleiter gestaltet: Zunächst übernahm ich “alles ohne Predigt”, zwei Tage darauf dann die “Predigt ohne alles”. Dieser logistische, in erster Linie natürlich aber theologische Spagat will jetzt verarbeitet werden. Und er lässt mir echt keine Ruhe – nicht einmal in der Bäckerei heute früh, wo ich feststellte, dass die Verkäuferin den Namen “Büsser-Hoppler” trägt!

Special K

By , 26/03/2015 21:45

Das Vikariat läuft noch bis Ende Juli weiter. Und doch hat es sich bei mir schon heute abend ein Stückweit “aus-gebildet”: Die erste von vier Praxis-Prüfungen ist bestanden – eben: im Handlungsfeld Bildung. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden waren gewohnt (!) engagiert, ich einigermassen gut drauf – und die Prüferinnen mit der Cornflakes-ion sehr zufrieden. In diesem Sinn: Daumen hoch.

Daumen drücken ist jetzt erst wieder Mitte/Ende Juni angesagt: Dann folgen die anderen drei Prüfungen.

Nun kehre ich – nach der Wahl am Sonntag, dem abschliessenden KEA-Gespräch und dieser ersten Prüfung – erst einmal zum courant normal zurück. Bis ich für den Konf-Unti in zwei Wochen den Kuchen backe, den ich den Könflern für den Fall meines “Durchkommens” in Aussicht gestellt habe…

Gewählt

By , 22/03/2015 14:33

Auf den Tag genau fünf Monate, nachdem die Kirchenpflege ihren Wahlvorschlag verabschiedete, beschloss heute nun auch die Kirchgemeindeversammlung: Die beiden – wollen wir!

Und so steht jetzt fest: Meine Frau und ich dürfen nach unserer Ordination im Sommer ein sehr reizvolles Pfarramt übernehmen – in einem 130-Prozent-Pensum in der jungen, gerade einmal dreizehn Jahre alten Kirchgemeinde Kelleramt (Kt. Aargau).

Wir freuen uns sehr: über das Vertrauen – und auf die Aufgaben und Erfahrungen, die uns an unserem künftigen Wirkungsort erwarten.

Und gleich geht es weiter: am Dienstag das letzte KEA-Gespräch, am Donnerstag die erste von vier praktischen Prüfungen (Konf-Unterricht). Aber hey: Die Motivation war noch nie da-er als jetzt!

3… 2… 1… scheints!

By , 11/03/2015 08:58

Dass Reto etwas in petto hat, habe ich bereits einmal kurz angedeutet. Nun kommt der grosse Wahltag näher, und die Zeitungen beginnen zu berichten. Den Anfang macht heute die “Aargauer Zeitung” mit einem, wie wir finden, sehr gelungenen Artikel (für eine grössere Version direkt auf das Bild klicken):

(Aus: “Aargauer Zeitung” vom 11.3.2015, S. 26; Autor: Lukas Schumacher)

Jetzt müssen wir eigentlich – nur noch gewählt werden, jeweils das vierte KEA-Gespräch erfolgreich hinter uns bringen und die vier praktischen Prüfungen bestehen…

Wir freuen uns auf die neue Aufgabe!

Formenleere

By , 27/02/2015 08:29

Religionspädagogisches im Tisch-Hufeisen ist anscheinend so etwas von daneben, dass es sich gewaschen hat. Jedenfalls wird in den Vikariatskursen wieder und wieder der Stuhlkreis propagiert.

Na – dann halt:

Stuhlkreis ohne

Das Bild zeigt aber auch: Ich bin noch nicht so weit. Einen happigen Verstoss gegen methodisch-didaktische Konventionen im Kirchenland gestatte ich mir weiterhin. Haben Sie’s erkannt?

Lösung: ¡ǝʇʇıɯ ǝʇǝʇlɐʇsǝƃ ǝıp ʇlɥǝɟ ɐp

Kassensturz

By , 23/02/2015 15:34

Im Sommer geht es also ins Pfarramt. Bis dahin will noch manches “Amtliche” erstanden werden, wofür die Mittel zurzeit recht knapp sind. Mal sehen, wie ich das hinbekomme. Ich muss allerdings gestehen, dass ich es mir auch in dieser Trockenzeit nicht nehmen lasse, Geld für einen guten Zweck beiseite zu legen…

Konkret mache ich das so, dass ich jeden Zweifränkler, der in meine Hände gelangt, sofort abzweige. Und wenn das Kässeli dann einen runden Betrag aufweist, überweise ich den entsprechenden Geldwert an die ausgewählte Institution – und zahle das Münz auf mein Konto ein.

Klar: Das Geld könnte ich auch ohne vorherige Metallsammlung überweisen. Aber es ist halt befriedigender, vor einem Einzahlungs-Bancomat zu stehen und beobachten zu können, wie so viel Münz aufs Mal per Mini-Förderband eingezogen wird – und dann zwecks Gezählt-Werdens in die Tiefe rasselt. Direkteres Feedback kann ich mir gar nicht vorstellen!

Probieren Sie’s doch auch mal auf diese Weise. Macht Spass!

Ich merke jedenfalls, wie gross die Freude über jeden Wechselgeld-Zweifränkler ist, den ich bekomme, und wie gewissenhaft ich bin beim Sammeln. Das ist dann natürlich auch gut für den guten Zweck. Wenn das bedeutet, dass ich mir deshalb am Ende kein zweites Ersatzbeffchen kaufen kann, dann soll das halt so sein…

Übrigens: Ich nenne meine private Sammelaktion (annähernd) gutevangelisch “Gnadenbrot für alle” – und finanziere mit dem Rassel-Money Manna für eine tierische Rasselbande mit.

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