Offener Brief: Gegen Gewalt – in Herz und Mund und Händen
Liebe Kirche
Ich weiss, dass es dir nicht leicht fällt, Kritik entgegenzunehmen. Doch was sein muss, muss sein. Ich habe lange genug öffentlich geschwiegen zu dem, was mich mehr und mehr beschäftigt. Jetzt möchte ich gerne einmal wissen:
Das mit dem Eintreten für die Schwachen und das mit der Gewaltlosigkeit, die du dir so gerne auf die Fahne schreibst – ist es dir damit eigentlich ernst?
Weshalb ich das frage?
Schauen wir uns einmal, um ein Beispiel von vielen zu nennen, die ich im vergangenen Jahr nolens volens gesammelt habe, dein Tagungszentrum auf dem basellandschaftlichen Leuenberg genauer an. Dort oben steht eine Skulptur eines sich aufbäumenden, schreienden Esels – als eindrückliches Symbol für die nach Befreiung und Erlösung rufende Schöpfung, wie es in der Beschreibung heisst.
Dagegen gibt es nichts zu sagen.
Das Symbol ist aber eben auch und erst recht auf der Metaebene ein eindrückliches: dafür nämlich, dass du, liebe Kirche, in dieser Thematik Bekenntnisse abgibst, die am Ende doch nur Lippenbekenntnisse sind – weil schon deine Zähne und dein Gaumen nichts mehr davon wissen möchten.
Diese Esel-Skulptur wäre ja wirklich wunderbar, würde nicht zugleich im Speisesaal, neben dessen Eingang sie steht, Essen aufgetischt, das überhaupt erst dafür sorgt, dass die tierliche Schöpfung nach Befreiung und Erlösung rufen muss – und das zudem in hohem Masse mitschuldig ist an der Umweltzerstörung und am Hunger auf dieser Welt.
Und nein: Das ist keine “Glaubensfrage”, ist keine “Auslegungssache”. Das sind Fakten.
So sehr ich mich auch bemühe, liebe Kirche: Ich kann bei dir, was den Umgang mit der Schöpfung (nota bene: der einzigen Welt, die wir haben!) anbelangt, weder ein konsequentes Eintreten für die Schwachen noch einen ernsthaften Versuch der Gewaltlosigkeit erkennen. Nicht auf dem Leuenberg und in anderen deiner Bildungshäuser, nicht auf der Ebene der Landeskirchen, nicht in den Kirchgemeinden und auch kaum je bei uns Einzelnen zu Hause. (Und wir alle sind Kirche und haben es täglich neu in der Hand!)
Anders gesagt – noch einmal anhand realer Beispiele: Segensgottesdienste für Fifi, Miezi und Hansi sind zu wenig bzw. zutiefst karnistisch – das Lob der Schöpfung und die Kollekte für die Hungernden an Erntedank vertragen sich schlecht mit dem anschliessenden Auftischen von Wienerli – und die Armenküche, die Speisen aus tierlichen “Produkten” ausgibt, löst das Armutsproblem nicht, sondern verschiebt es einfach.
Ach, liebe Kirche: Ich könnte dazu noch so viel mehr schreiben!
Aber wozu soll ich dir einen langen Vortrag halten über das immense Leid aller Tiere, deren Körperteile, Eier (frohe Ostern!) oder Milch wir ganz ohne Not (!) konsumieren [1] – deren Haut, Pelz, Wolle oder Daunen wir tragen – über die feige Auslagerung des blutigen und z.T. giftigen “Handwerks” an Andere – und über die katastrophalen Folgen von alledem für Mensch und Umwelt?
Ich muss das nicht weiter ausführen. Das alles ist ja nicht neu, das alles weisst du, die du ja gerne selber denkst, schon lange.
Wenn dir aber nur etwas davon – die Tiere, die Menschen, die Umwelt [2] – am Herzen liegt, liebe Kirche: Dann gib dir einen Ruck und verhalte dich auch entsprechend. Biete von dir aus Veganes an, werde selbst vegan! [3]
So kannst du zeigen, dass es dir tatsächlich ernst ist mit dem Eintreten für die Schwachen und mit der Gewaltlosigkeit, die du dir so gerne auf die Fahne schreibst.
Kleiner Entscheid, grosse Wirkung!
Herzliche Grüsse,
Reto
[1] Und komm mir jetzt nicht mit Bio und Freiland!
[2] Auf den Aspekt der Gesundheit gehe ich hier nicht sein, da es mir in diesem Beitrag v.a. um ethische (d.h. um tier- und menschenrechtliche) Fragen geht. Mehr zu gesundheitlichen Fragen findest du z.B. hier und hier.
[3] Du würdest damit im Übrigen auch einer Empfehlung der UNO folgen.
Hinweis: Ich lebe seit gut einem Jahr vegan und folge damit, und auch mit mehr und mehr anderen Konsum-Entscheidungen, wieder meinem Gewissen. Vermissen tue ich nichts. Im Gegenteil! In der Kirche bin ich mit meiner Lebens-Haltung weitgehend allein. Aber ich bleibe dran – immer besser vernetzt und seit kurzem auch im Vorstand von AKUT.
Wer mehr über das Leben als Veganerin bzw. Veganer wissen möchte, Tipps braucht oder an einem Austausch interessiert ist, darf sich selbstverständlich jederzeit an mich wenden.
Ich denke auch so und vermisse das Engagement der kirchen
wolfgang aubel 63 veganer
Danke für diese Worte. Gut, dass sie aus dem Innern der Kirche kommen, denn dort muss die Erneuerung stattfinden. Werten wir dies als einen Anfang! Danke.
Es ist dringend nötig, dass die Kirche ihr Verhältnis zur Gewalt gegenüber unseren nichtmenschlichen, fühlenden Mitlebewesen hinterfragt, das ganze Ausmaß des von uns Menschen täglich verursachten Tierleids erkennt und anerkennt, dann die eigene Beteiligung daran beendet und für die Schwächsten der Schwachen, i.e. unsere Mitlebewesen eintritt. Voraussetzung und Beginn dafür ist es, vegan zu werden. Das ist das ethische Minimum, welches wir ihnen schulden. Und das unabhängig davon, ob man an Gott glaubt, welcher Konfession man angehört oder ob als Atheist. Friede auf Erden wird wahrscheinlicher, wenn wir ein friedliches, veganes Leben führen. Es macht Hoffnung, dass diese Überzeugung offenbar auch innerhalb der Kirche reift. Dank dafür!
Lieber Herr Studer, Sie sprechen mir aus dem tiefsten Herzen. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass es in der Urfassung der 10 Gebote geheißen haben muss: Du sollst nicht töten Mensch noch Tier. Albert Schweitzer postulierte Respekt vor allen lebendigen Wesen. Woher nehmen wir das Recht, Lebewesen, die sich nicht wehren können, wie Gegenstände zu behandeln, schlimmer noch, auszubeuten, zu quälen, zu töten. Wie tröstlich und Vertrauen schaffend wäre es, wenn sich die Kirche für alle schwachen Lebewesen stark machen würde und mit einer veganen Ernährung mit gutem Beispiel voran ginge. Nochmal vielen Dank!
Mit herzlichen Grüßen, Karin Stevens Thelen
P.S. Auch ich lebe seit etwa einem Jahr vegan und habe eine ganz andere Beziehung zu Tieren gewonnen, sie sind wie Geschwister für mich.
Dieser Brief macht mir Hoffnung dass immer mehr Menschen erkennen was wir den Tieren antun, und eine Kehrtwende machen, endlich die Scheuklappen von ihren Augen entfernen.Zum Wohle von uns allen Tiere, Menschen und unserem Planeten.
DANKE!
Das ist wunderbarer Wind in die Segel all derer, die innerhalb der Kirche für die Universalität der Vision der Nächstenliebe eintreten!
Vielleicht noch als Koalitionspartner in diesem Kampf interessant (falls Sie es nicht schon kennen): http://emergingearthcommunity.org/
Alles Liebe und weiterhin viel Mut!
Uta Maria Jürgens
Liebe Kommentierende: (bisher) Hr. Aubel, Fr. Neef, Hr. Gidde, Fr. Stevens Thelen, Fr. Birk, Fr. Jürgens
Vielen Dank für Ihre lieben Worte und Ihren Support. Überhaupt: Der immense Zuspruch, den ich in den vergangenen Tagen bekommen habe (nicht allein im Blog, sondern auch per E-Mail und in den sozialen Medien), hat mich regelrecht aus den Socken gehauen!
Ich bleibe dran.
Herzliche Grüsse,
Reto Studer
Vielen Lieben Dank! Ich persönlich wurde zwar konfirmiert halte aber nicht wirklich was von der Kirche. Eben wegen solchen Sachen. In meine Augen labern (entschuldigung für dieses Ausdruck) alle Anhänger nur munter drauf los ohne irgendwas zu ändern oder selber so zu leben. Oft machen ihre Handlungen Dinge noch schlimmer! Ich meine, wie viele Kriege wurden wegen der Religion (allgemein) schon geführt?! Würden alle so Denken wie Sie und Ich (klar gibt es davon noch mehr- aber ich meine mehr in der Kirche), dann würde sie mir eventuell auch zu sagen!
Viele Dank für die Wahren Worte!!
LG
Liebe Alina
Vielen Dank auch Ihnen für Ihre Rückmeldung.
Dass Sie Mühe haben mit den Widersprüchen zwischen Worten und Taten in “der Kirche” und dass Sie “der Kirche” aus diesem Grund mangelnde Glaubwürdigkeit bescheinigen, kann ich nachvollziehen.
Zugleich bin ich aber überzeugt: Wir können “die Kirche” (wie auch die Gesellschaft überhaupt; solche Widersprüche gibt es ja nicht nur in “der Kirche”) verändern, wenn wir wollen. Ein Kulturwandel in “der Kirche” setzt allerdings voraus, dass wir dabei bleiben und uns engagieren – und so versuchen, ein Teil der Lösung zu sein.
Dazu möchte ich Sie ermuntern.
Herzliche Grüsse,
Reto
Ich finde, Du hast fast voll recht. Die Kirche schaut nicht genug zur Natur und diese Tier-KZs teils sogar von Klöstern oder Kirchenbauernbetrieben sind ein Gräuel, bei der Kirche einfach noch mehr als bei anderen. Die Kirche sollte “besser” und Vorbild sein. Ich habe viele Vorbehalte bei der Kirche, besonders bei der Katholischen. Viele Obrige kultivieren immer noch die Kultur des Nahen Ostens und jener von vor 2000 Jahren, zb bei den Frauenrechten, auch beim Bewusstsein für die Tiere. Teilt man diese Haltung nicht, ist man zu wenig katholisch… Das hört sich an wie bei der andern grossen Religion aus dem Orient. Trotzdem, ich selber halte Tiere, liebe sie, auch wenn sie “Nutztiere” sind, sie fressen das natürlich gewachsene Gras und wir nutzen deren Milch und ab und zu deren Fleisch. Das heisst, wir töten die Tiere auch. Bei den Veganern fehlt mir etwas die Einsicht, dass auch Pflanzen und der Boden mit der Erde dasselbe Recht haben sollten wie Tiere. Ein Salat wird auch nicht gerne abgeschnitten und ein Rüebli ausgerissen. Wichtig ist doch, dass man alles mit Ehrfurcht und mit Bescheidenheit nutzt. Das nützt zwar dem einzelnen Tier oder Salat nicht viel, aber ohne Nutztiere (nicht Massenhaltung) wäre die Artenvielfalt weniger. Man braucht nicht jeden Tag Fleisch. Dann liegt Fleisch auch drin, wenn man kein grosses Budget hat. Schon mal geschaut, wo die Kirchenleute einkaufen gehen? Schauen diese auf den Preis oder woher das Tier kommt, auch bei den Wienerli bei den Suppentagen? Leider ist bio, nicht mal Demeter oder KAG immer ok. Ich halte es so: Lieber kein Würstli als ein Quälwürstli und bei der Pflanzenkost lokales, saisonales und fast nur bio, fast nichts und nur selten etwas von weit weg, also von ausserhalb der CH. Deshalb an Aperos Apfelsaft, Holundergetränke usw statt O-jus usw.
Liebe Vreni
Beim Veganismus geht es um viele Themen:
1. Auch in der Schweiz werden Kühe nicht nur mit unserem Gras gefüttert, sondern Futter aus anderen Ländern importiert. Schweinefleisch und Geflügel lässt sich gar nicht mit dem “Grasland” Schweiz rechtfertigen.
2. Leider brauchen wir nicht “etwas Fleisch und Milch” sondern wir produzieren und töten Millionen von Tieren, die einst Geschöpfe Gottes waren. Kühe geben ein x-Faches an Milch, sie werden praktisch dauerschwanger gehalten und die Kälber werden den Milchkühen “aus hygienischen Gründen” entrissen. Stierenkälber sind nur zur Fleischproduktion nütze.
3. Ja, auch Pflanzen haben ihren Stellenwert in der Schöpfung. Es ist jedoch erwiesen, dass ein Schwein die Intelligenz eines dreijährigen Kindes hat, trauern und sich freuen kann. Dass es Schmerz und Angst erleidet, ähnlich oder gleich einem Menschen. Würden Sie das einem Rüebli ernsthaft auch zugestehen? Nun, Wissenschaftler konnten nichts dergleichen finden. Es bedarf zu diesem Gleichstellungsgedanken also sehr viel (esotherischen) Glauben…
4. Da auch Bio- und KAG-Fleisch nicht zur gesunden menschlichen Ernärung notwendig ist, die Tiere zur reinen Lustbefriedigung des gut gesättigten Menschen ihr einziges Leben opfern müssen und sie auch nicht totgestreichelt werden, müsste abgewogen werden, wieviel Augenwischerei und Gewissensberuhigung durch die paar Fränkli Mehrkosten berappt werden. Teureres Fleisch könnte dazu führen, dass weniger gekauft wird, das könnte die Produktion senken und somit einen kleinen positiven Effekt haben. Wenn ich mit meiner Familie aber auf tierische Produkte verzichte, ist der Effekt um einiges höher…
Und schliesslich: Ja, es ist immer besser regional und bewusst zu konsumieren. Trotzdem kann ich den ökologischen Fussabrdruck mit dem Fleischverzicht um ein Vielfaches kleiner halten, als mit Apfelsaft und Holundergetränken. Wie wäre es, wenn wir das zusätzlich zum Verzicht auf Tierprodukte auch noch ändern würden?
lieber reto
deine worte sprechen mir aus der seele!
danke!
andrea
Liebe Andrea
Weiss ich doch, weiss ich doch. 😉 Ich bin gerade recht inspiriert und melde mich demnächst einmal mit einer Idee zum Thema bei dir.
Liebe Grüsse,
Reto
Mir ist der Brief zu oberflächlich. Ich bin in der Kirche und bemühe mich um das “Wohl der Tiere”. Ich lebe bis auf Ausnahmen vegetarisch. Die Behauptungen im Brief geggen die Kirche sind absolut pauschal und verurteilend. Wir kämpfen für Gerechtigkeit und sidn dabei nicht fehlerlos. Jeder sollte selber schauen, dass er gerecht lebt – im Umgang mit der Schöpfung und seinen Mitmenschen!
Lieber Herr Böck
Nachdem wir uns bereits per E-Mail austauschten, auch hier noch eine kurze Antwort: Ich kann und möchte gar nicht ausschliessen, dass ein Teil meiner Behauptungen pauschal geraten sind. Das ist das Risiko, nein: die Voraussetzung, einer Polemik.
Überhaupt nicht einverstanden bin ich jedoch mit Ihrer Aussage, wonach jeder “selber schauen (sollte), dass er gerecht lebt”. Ich finde, dass “die Kirche” (und damit meine ich: wir alle!) den Auftrag haben, die Ungerechtigkeiten in der Welt anzuprangern und tatkräftig an deren Beseitigung zu arbeiten. Ersteres versuche mit meinem Offenen Brief – zweiteres im Alltag.
Herzliche Grüsse,
Reto Studer
Ich esse natur konkret Fleisch und zwar nicht jeden Tag. Das ist mehr als Bio und Freiland wie du nachlesen kannst: http://natur-konkret.ch/
Unser Kirchenkaffee in Hüswil ist übrigens vegetarisch.
und zum schluss: wer mal den test mit dem schoggimousse vegi vs. vegan im hiltl gemacht hat, hat eine gute Entscheidungsgrundlage 😉
…jetzt bin ich aber sehr gespannt, welches Mousse Ihnen besser schmeckt! Meine veganen Mousse sind sehr verschieden und das waren die vegetarischen auch schon – das Rezept sowie der eigene Geschmack entscheiden. Apropos eigener Geschmack: bis vor 3 Jahren schmeckt für mich Sojamilch nach Karton, da meine Geschmacksnerven von Kind auf an Kuhmilch gewöhnt waren. Wenn mir heute ohne mein Wissen z.B. beim Chilekafi ein “Kafirähmli” oder etwas Kuhmilch in den Kaffee giesst, riecht der für mich nach “nassem Hund” :), nach Tierhaaren und Stall… Und ich habe immerhin 45 Jahre genau das als “neutral” und wohlschmeckend wahr genommen. Geschmack kann man verändern, auch bewusst.
Lieber Reto
Danke für deine Rückmeldung und dein Engagement.
Ich bin seit 13 Jahren Vegetarierin aus Überzeugung. Und ja, wir können und sollen noch mehr einstehen zum Wohle aller Lebewesen unserer Schöpfung. Trotzdem bin ich nicht in allem einverstanden mit dir. Wie kannst du schreiben, dass weder “auf dem Leuenberg und in anderen deiner Bildungshäuser, nicht auf der Ebene der Landeskirchen, nicht in den Kirchgemeinden und auch kaum je bei uns Einzelnen zu Hause” der Versuch der Gewaltlosigkeit gewagt wird. Das erlebe ich anders. Dieses pauschale Kirchen-Bashing mag ich nicht mehr hören – gerne aber, dass du, der dir die Kirche am Herzen liegt, mitarbeiten willst an einem gewaltfreieren Leben in unserer Schöpfung. Dafür danke ich dir.
Liebe Grüsse
Lilian, Pfarrerin
War Jesus Veganer? Nun, so genau wissen wir das nicht, wahrscheinlich hat Fisch seinen Speiseplan bereichert. Handkehrum hat er dafür keine Massentierhaltung betrieben und es gab keine Möglichkeit sich das ganze Jahr über mit vielfältigen pflanzlichen Nahrungsmitteln gesund zu ernähren. Dass Tierisches nicht so wichtig war sehen wir an “unser tägliches BROT gib uns heute”, nicht Kotelett…
Das von ihm eingeführte Abendmahl war vegan, Lammbraten brauchte es dazu nicht, Lammopfer auch nicht mehr, spätestens seit seinem Kreuzestod, bei dem ER das Lamm war, ein für allemal.
Er zeigt damit paradiesische Zustände. In paradiesischen Zuständen gibt es keine “Nutztiere”. Es gab, gibt und wird nur “Geschöpfe” geben, viele davon am gleichen Tag erschaffen wie der Mensch. Laut zweitem Schöpfungsbericht sind Tiere das erste Gegenüber Adams. Im ersten Schöpfungsbericht wird die paradiesische Ernährung als Gebot formuliert: “Und Gott sprach: Hiermit weise ich euch alle samentragenden Pflanzen an, die allenthalben auf Erden wachsen, dazu alle Bäume mit samenhaltigen Früchten – das sei eure Nahrung!” Dann wurde Mensch aufmüpfig und aus dem Paradies vertrieben (nirgends heisst es, dass auch die Tiere vertrieben wurden!?!) Dieses Unheil hat für den Menschen viele Konsequenzen, Tod und Schmerzen, schliesslich, nach der Sintflut auch das Fleischessen zum Überleben. Jesus hat diesem unheilsamen, im Tod endenden Weg ein Ende gesetzt, als Gotteslamm, mit Brot und Wein zu seinem Gedenken.
Und nun? Spannen wir den Bogen weiter und schauen auf das künftige Paradies, denn auch hier werden uns Bilder geliefert: Da gibt es nicht nur Menschen, da gibt es Tiere! Lamm und Löwe fressen zusammen… Heu! Auch künftiges Paradies wird wie ursprüngliches und von Jesus gelehrtes ohne Tod und Leiden sein. Wir haben die Wahl, heute schon dem Paradies entsprechend zu leben, in Frieden, Gnade, Barmherzigkeit, oder uns aber weiterhin auf Kosten unserer Mitgeschöpfe, die dem Paradies immer noch nahe sind, der Völlerei hinzugeben und uns mit “Tradition” und (weltlich orientierte) “Krone der Schöpfung” zu rechtfertigen.
Replik Reto Studer vegan
So viel Veganerfriede hier ist mir unheimlich. Wo bleibt der ehrliche Widerspruch? Ich oute mich – oder opfere mich. Ich bin ein böser Fleischesser. Und ich liebe es. Ich weiss, es ist nicht richtig, ich trage zur Vernichtung der Erde bei und zum Hunger und zum Leid der Tiere. Gegen die Argumente, die Reto vorbringt, gibt es nichts einzuwenden, gar nichts. Nur meine sündhafte Natur, die nicht auf Fleisch verzichten mag. Und schon gar nicht auf Käse.
Übrigens verzichte ich auch nicht auf Bier. Oder Whisky. Obschon Alkohol ja eine ziemlich schädliche Droge ist. Er macht die Leber und das Hirn kaputt, alkoholisierte Autofahrer verursachen tödliche Unfälle, alkoholisierte Väter verprügeln ihre Kinder. Alkohlisierte Arbeitnehmer werden entlassen und enden als Obdachlose. Alkohol verursacht unendlich viel Leid – Menschenleid. Und trotzdem verzichte ich nicht darauf. Mit der Gerste, die es für ein Glas Whisky braucht, könnte man eine Suppe kochen, die eine ganze Suppentag-Gemeinde satt macht. Ich nehm trotzdem den Whisky. Weil ich ihn mag. Weil ich das Leben geniesse. Weil ich nicht verzichten will.
Ist das verwerflich? Na dann, bashed mich! Ich bin ein Sünder, auch noch auf ganz anderen Ebenen. Ich vertraue darauf, dass ich kein Heiliger sein muss, um von Jesus geliebt zu sein. Und ich liebe Jesus, und ich liebe das Leben, und ich liebe die Menschen (die meisten…) und manchmal sogar mich selbst.
euer Matthijs van Zwieten de Blom, Rein
Gut geschrieben, Matthijs! Danke.
Ich habe dem eigentlich bloss noch eines zuzufügen: Ab und an schmauche ich sogar die Pfeife und das mit Genuss. Und das obwohl ich manchmal auch ohne Fleisch zufrieden satt werde.
Thomas Michel, Muhen
Solange wir Jesus lieben, können wir tun und lassen was wir wollen. Was für eine wunderbare Vorstellung. Es muss sehr befreiend sein, die ganze Verantwortung für das eigene Handlung abgegeben zu haben.
Auch ich möchte diesem interessanten Thema etwas hinzufügen.
Denn gerne möchte ich das Ganze einmal aus gesundheitlicher Sicht betrachten, und zwar – jetzt kommt das Entscheidende – nicht aus der Sicht von -zig Studien pro/contra vegan, sondern aus meiner eigenen Sicht.
Jeder menschliche Körper ist individuell und hat höchst individuelle Nahrungs- bzw. Nährstoffbedürfnisse.
Selbst wenn ich wollte – ich könnte vegan gar nicht leben. Seit fast 25 Jahren leide ich unter den gewissen Unverträglichkeiten, die heute (leider) ja so „in Mode“ gekommen sind. Seit so langer Zeit vertrage ich keine Milch- und Milchprodukte aus Kuhmilch, und ich vertrage kein Obst und keine Fruchtsäfte. Ja, es ist leider heutzutage ja so unendlich modern geworden, sich mit einer Laktoseintoleranz oder Fructosemalabsorption interessant zu machen. Vielfach ist das leider tatsächlich so. Wenn man als Patient definitiv darunter leidet (und ich schreibe: leidet!) kann das Leben vielfach unerträglich werden.
Ich musste oft Verabredungen absagen oder verschieben, weil ich nicht in der Lage war, vom WC zu kommen. Habe Züge, Trams und Busse verpasst weil ich das Haus nicht rechtzeitig verlassen konnte. Auf der Arbeit habe ich mich oft geschämt weil ich plötzlich lange verschwinden musste. Und so weiter.
Der „Mode“ sei Dank hatte es etwas Gutes, dass ich nun seit ca. 3 Jahren weiss, was mit mir los ist. Oft hatte ich schon Panik, Darmkrebs zu haben oder so etwas. Weil ich nicht wusste, warum führe ich mein Leben eigentlich zu solch einem grossen Teil auf dem Hüsli?
Langer Rede, kurzer Sinn: Laktosefreie Milchprodukte und ein völliger Verzicht auf Fructose verhalfen mir zu einem endlich diesbezüglich besseren Leben.
Vegan leben würde für mich bedeuten:
Soja, Sojaprodukte und Sojamilch = zu viel Fructose für mich, geht also gar nicht (habs getestet, niemand will wissen wie das endete, und das in den Ferien).
Die anderen Milchdrinks liefern mir nicht genügend Eiweiss und zu wenig Kalzium.
Zudem befinde ich mich in den Wechseljahren und um keine Osteoporose zu kriegen, bekomme ich regelmässig Vitamin D3 gespritzt.
Was bitte nützt vegan, wenn man zusätzlich noch künstlich Vitamin B12 und/oder andere Nahrungsergänzungsmittel einnehmen muss, so dass man den Körper schliesslich zu einem Teil künstlich gesund und fit erhalten muss?
Da geht für mich die Sache mit einer „natürlichen“ Ernährung echt nicht auf … und ja, ich weiss, dass in bestimmten Gemüsen auch bestimmte Nährstoffe wohl ausreichend vorhanden sind – aber auf DIE Langzeitstudien mit Frauen in den WJ und veganer Ernährung, PLUS Nahrungsmittelintoleranzen bin ich ja mal gespannt. Judihui.
Ich war letzte Woche bei meiner Ärztin und habe dieses Thema einmal kurz angeschnitten. In einer Situation, wie Frauen wie ich sie ernährungseingeschränkt erleben, wäre vegan eine schnellere Art, in die Holzkiste zu wandern (die, mit dem Deckel drauf). Und sorry – das brauche ich nicht.
Achso, Holzkiste … ist wohl auch nicht so umweltfreundlich… am besten trinken wir doch nur noch Eigenurin. Dann fällt das Alkoholproblem weg 😉 und wir schröpfen nicht unnötig die Wasservorräte dieser Erde.
Dieses Posting halte ich für ein Fake. Warum nennt “(anonym)” nicht ihren ganzen Namen? Selbst wenn es echt sein sollte, dann ist es mit Unwahrheiten, Halbwahrheiten und Widersprüchen gespickt.
Einige Beispiele:
Sie beschwert sich über “künstliches zugeführtes Vitamin B12”, lässt sich aber Vitamin D spritzen und konsumiert künstlich veränderte Milch ohne Laktose.
Der Fruktosegehalt von Soja ist minimal und wird auch bei Fruktoseunverträglichkeit vertragen.
Sie redet von einem “völligen Verzicht auf Fructose”, der gar nicht möglich ist. Dann müsste sie nur von Wasser und Kaffee leben.
Eiweiss und Kalzium ist pflanzlichen Nahrungsmitteln oft in höherer Konzentration enthalten als in tierischen.
Dass viele Ärzte keine Ahnung von Ernährung haben, ist bekannt. Es gehört nicht zu deren Ausbildung.
Als Arzt und Ernährungswissenschaftlicher ist mir noch kein Fall begegnet, wo eine gesunde vegane Ernährung nicht möglich gewesen wäre. Mehr zum Thema hier: http://www.ProVegan.info
Lieber Herr Henrich
Zur Information: “(anonym)” ist kein Fake. Wir haben uns gestern auch noch abseits des Blogs miteinander ausgetauscht.
Herzliche Grüsse,
Reto Studer
Liebe “(anonym)”
Ja du hast recht, eine vegane Ernährung, die auch noch auf Lebensmittelunverträglichkeiten Rücksicht nehmen muss, die gestaltet sich noch einmal einen Zacken anspruchsvoller. Eben fällt dann z.B. Soja weg, und wie du schon richtig gesagt hast, es gibt dann zur Kuhmilch keine vergleichbar proteinhaltige Alternative. Und in Ihrem Alter ist eine ausreichende Protein-, Calcium- und Vitamin D-Zufuhr ja Pflicht.
Aber wie bereits geschrieben wurde: Ihnen wird künstliches Vitamin D gespritzt. Die Schweizer Bevölkerung bekommt nur genügend Jod, weil das Kochsalz mit Jod künstlich angereichert wird. Wieso sollte das natürlich sein, aber Vitamin B12 dann plötzlich nicht mehr? (http://vegan.ch/2013/09/das-problem-mit-der-natuerlichkeit/)
Die Frage, die sich Ihnen stellt, ist also die gleiche wie bei alle anderen: Finden Sie, dass die heutige Produktion von Tierprodukten in Ordnung ist? Und wenn nein, was ist Ihre Antwort darauf? Vielleicht wollen Sie Fleisch durch Seitanprodukte ersetzen? Oder Ihre eigene Lupinenmilch herstellen? JedeR kann seinen oder ihren Beitrag leisten. Wie gross dieser Beitrag sein soll, entscheiden Sie.
Guten Tag Herr van Zwieten de Blom
Wir kennen uns aus früheren gemeinsamen Gottesdiensten, aber das tut nichts zur Sache. Leider hat das erwähnte Bier trinken und Thomas Michel Pfeifenrauchen, nicht wirklich viel mit unserem Fleisch-, Milch- , Lederkonsum gemeinsam. Schön wär’s! Würde das konsumierte Schnitzel nur durch sein Cholesterin und die evt. erhöhte Gefahr an Darmkrebs zu erkranken problematisch, wären einzig die daraus evt. höheren Krankheitskosten für die Allgemeinheit problematisch. Das Abwägen von Genuss und Gefahr lägen ganz bei Ihnen – es wäre quasi Privatsache. Wie Sie aber richtig erkennen, liegt das Problem ja nicht darin, dass Sie sich schädigen, sondern, dass unumstritten hoher Schaden an der Mitwelt entsteht. Es gibt keine Schnitzel ohne Todesfolge und in der heutigen Zeit auch keine mehr ohne Tierqual, Landausbeutung, Gewässer- und Luftverschmutzung, was weitere Lebensräume zerstört, krank macht und tötet. In meiner Bibel finde ich keine Präzisierung zu „du sollst nicht töten“, die sich auf die Spezies Mensch oder gar auf Mensch in Industrieländern beschränkt.
Richtig problematisch und für mich sogar schmerzhaft, da ich mich in der Kirche durchaus daheim fühle, ganz abgesehen von der Thematik finde ich jedoch die Haltung: Ich weiss, dass ich sündige, aber ich geniesse es. Jesus vergibt mir, ich bin sowieso nicht perfekt. Wo kann ich diese Haltung sonst noch anwenden? Beim Hintergehen meiner Geschäftspartner, um mehr zu verdienen? Beim Fremdgehen, weil es mehr Spass macht als in der eingespielten Ehe? Können wir gar pädophile Übergriffe in der Vergangenheit damit rechtfertigen? Ist es richtig sich ein paar Menschen zu versklaven, wie zu biblischer Zeit sowieso legitim, weil es so angenehm für mich ist? Wo ist die Grenze von Schuld und Vergebung?
Jesus warf den ersten Stein nicht, als die Ehebrecherin gesteinigt werden sollte, sondern er sagte:
„Geh, und sündige fortan nicht mehr.“ Und nun erfahre ich von den Theologen: “Geh, und vergiss nicht, wenn du wieder sündigst es zu geniessen, Gott vergibt dir, du bist ja Christ?“ Ihre Aussage stellt für mich die kirchliche Haltung sehr heftig in Frage, auch im Wissen, dass Theologen ebenso fehlerhafte Menschen sind. Dass sich angesichts solcher Aussagen viele Menschen, denen Ethik und Empathie am Herzen liegt aus den Kirchen verabschieden, verstehe ich immer besser.
Guten Tag Frau Opiz
Nein, ich geniesse nicht das Sündigen. Ich geniesse das Leben. Das ist schon ein kleiner Unterschied. Und ich wünsche mir wie die meisten Menschen, die ich kenne, insbesondere in kirchlichem Zusammenhang, eine Welt ohne Gewalt und Leid und Elend, eine Welt, in der Gerechtigkeit und Frieden Herrschen und die Schöpfung respektiert wird.
Und ich weiss, dass man ein Tier töten muss, um es zu essen, und ich weiss, dass die Fleischproduktion Ressourcen verschleudert und all die anderen Argumente. Und wie schon in meiner Replik oben geschrieben: diese Argumente sind alle richtig und wahr und unwiderlegbar.
(Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob eine Kuh in den Alpen, wo ausser Gras nicht wirklich viel wächst bzw. wegen der steilen Hänge Ackerbau ein aussichtsloses Unterfangen wäre, wirklich so viel Schaden anrichtet oder derart leidet, wie pauschal immer wieder behauptet, aber das ist eine unbedeutende Marginalie.)
Ich weiss auch noch mehr. Sie schreiben, es gäbe kein Schnitzel ohne Todesfolge. Und ich nehme mal an, Sie meinen nicht den Tod des verzehrten Schweines. Ich widerspreche Ihnen nicht. Und ergänze: Es gibt keine Jeans ohne Todesfolge, es gibt kein iPhone ohne Todesfolge, es gibt keine Fussbal-WM ohne Todesfolge. Ach, und es gibt keine Waffenexporte ohne Todesfolge. Es gibt fast gar nichts ohne Todesfolge. Es gibt auf allen Ebenen schreiendes Unrecht, weltweit, weil der Kapitalismus, der Fundamentalismus, die Macht des Stärkeren, nennen Sie es wie Sie wollen – weil das Unrecht die Macht hat – oder die Macht das Unrecht.
Und es ist eine der Aufgaben der Kirche, in all diesen Unrechtsverstrickungen den prophetischen Ruf nach dem Recht für die Schwachen zu verkünden, und in Wort und Tat gegen diese ganze Unrechtsmacht die bessere Gerechtigkeit des Gottesreichs und die Hoffnung darauf am Leben zu erhalten.
Und ja, ich trage mein Scherflein dazu auch bei, und ja, mehr könnte man immer. Das trifft aber für alle zu.
Und noch ein Letztes: Indem man die verurteilt, die anders entscheiden, oder sie rhetorisch in die unterste moralische Schublade schiebt, steigert man nicht unbedingt die eigene Überzeugungskraft.
Freundliche Grüsse
Matthijs van Zwieten de Blom, Rein
Lieber Herr Studer
Nur so wie Sie in Ihrem offenen Brief fordern, wäre und wird die Kirche wieder glaubwürdig – indem sie Veganismus verkündet. Es wäre “der Grund” wieder in die Kirche zu gehen um auch glauben zu können, wenn von Liebe gesprochen wird.
Leider wird sich die Kirche nicht auf Ihre friedvolle Forderung einlassen können, denn sie hat Angst, dass dadurch noch mehr Menschen den Austritt aus der Kirche wahrmachen würden. Trotzdem hoffe ich für Sie und natürlich für den Veganismus auf viel Unterstützung aus Ihrem Berufsstand.
Herzliche Grüsse
Thomas Reinhard
Guten Tag, Herr Studer,
lange habe ich Ihre Zeilen in mir hin und her bewegt. Den wichtigsten Satz haben Sie leider in Klammern gesetzt: “Und wir alle sind Kirche und haben es täglich neu in der Hand!” Ich lese, das Sie Kirchenpfleger und Vikar sind: Wie können Sie da von Kirche in der dritten Person, sozusagen als Unbeteiligter schreiben?
Die Kirche ist eine demoktratische Organisation, die sich aufs Evangelium bezieht. Die Kritik, die Sie an die Kirche richten, trifft zuerst einmal Sie selber als Kirchenmitglied,Kirchenpfleger, Vikar, dann alle jene, die sich auch über die Kirche beklagen. Das Gesicht, das Profil der Kirche wird bestimmt durch jene, die sich darin engagieren.
Es gibt viele gute, kirchennahe und kirchliche Organisationen: z.B. AKUT, Aktion Kirche und Tiere. Oder das HEKS, das Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz. Sein Engagement könnte man auch mit “Gegen Gewalt mit Herz, Mund und Händen” zusammenfassen. Es engagiert sich für das Leben der Menschen in der ganzen Welt, für mehr Gerechtigkeit, gegen den Hunger.
Wir brauchen in der Kirche mehr aktive Menschen, die sich einsetzen. Solche, die sie nur von aussen kritisieren gibt es genug.
Herzlichen Grüsse
Christoph Zeller, Pfarrer
Lieber Herr Zeller
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Wegen meiner Prüfungen melde ich mich erst jetzt; ich bitte Sie, dies zu entschuldigen.
Sie haben sicher recht, wenn Sie betonen, dass wir alle, die sich der Kirche zugehörig fühlen, “die Kirche” sind. Dazu zähle ich mich ja auch. Für mich als Vikar und, wenn es denn sein soll, angehender Pfarrer ist das so offensichtlich, und in meinen bisherigen und allesamt noch nachlesbaren Blog-Artikeln kommt dies m.E. auch so deutlich zum Ausdruck, dass ich das nicht noch explizit erwähnen zu müssen glaube.
Insofern ist mein Offener Brief also sicher nicht einer, der einfach von aussen kritisiert, sondern einer, der innen etwas anstossen soll. Das hat er übrigens schon geschafft, durchaus auch im Positiven. Dass daneben auch Kirchenfernere erfahren, dass es bei uns in der Kirche Menschen gibt, die den gesellschaftlichen Umgang mit den Tieren kritisieren (und mehr: ihren Worten endlich auch Taten folgen lassen!), schadet uns aus meiner Sicht ganz und gar nicht. Im Gegenteil!
Denn wenn Sie schreiben, “das Gesicht, das Profil der Kirche wird bestimmt durch jene, die sich darin engagieren”, dann ist das natürlich auch meine Erfahrung. Mit Blick auf die Themen, die ich in meinem Offenen Brief anspreche, ist dieses Profil aus meiner Sicht leider überhaupt kein erfreuliches. Ich und einige andere “Mit-Kirchenmenschen” arbeiten aktiv und von innen daran, dies zu ändern – gegen viel Widerstand.
Es würde mich freuen, wenn sich noch mehr Kolleginnen und Kollegen beteiligen würden.
Herzliche Grüsse,
Reto Studer
Ich danke Ihnen Herr Studer, ich wünsche es gebe auf der Erde viel, viel mehr Menschen wie Sie. Ich bin schon seit meiner Geburt Vegetarierin und seit vielen Jahren Veganerin, wie meine Tochter und mein Mann Vegetarier, doch selten eusere ich mich in der Gesellschaft darüber, denn ich bin schon offt genug vegen meiner Essgewohnheten und Überzeugungen eine Außenseiterin, dazu bin ich auch noch nur eine Grafikerin und kein Mench der Öffentlichkeit. Leider haben die meisten Menschen, meiner Meinung nach nicht so viel mit Christentum zu tun. Gelüstige Freizeit mit tierischen Genüssen ohne Ende, Gleichgültigkeit zur Tierquälerei, so wie früher Kindermissbrauch und so weiter, ist das ein Christ? Ihr Text ist Wunderbar und hat mich zum Dank an Sie bewegt.