…und Wollen?

By , 06/02/2013 13:42

Werde ich dereinst einmal Pfarrer sein können? Ja. Muss ich Pfarrer werden? In gewisser Hinsicht: ja, doch. Um die Modalverben-Trilogie abzuschliessen, folgt nun noch die Frage nach dem “Wollen”. Also:

Will ich überhaupt Pfarrer werden, mit allen Konsequenzen, die das Pfarrersein mit sich bringt? Ist die Kirche tatsächlich das richtige, das passende Arbeitsumfeld für mich? (…) Und, umgekehrt und genauso wichtig: Will die Kirche mich? Entspreche ich überhaupt “ihren” Vorstellungen?

Will ich? Grundsätzlich sicher: Ich habe nun sieben Semester lang Theologie studiert bzw. prakti-ziert, von Anfang an mit dem Ziel, ins Pfarramt zu gehen – und an diesem Ziel hat sich wenig geändert. Die meisten der pfarramtlichen Aufgaben reizen mich sehr, und auch oft negativ ausgelegte Aspekte des Amtes wie die Repräsentation der “Kirche” auch ausserhalb der (sowieso nicht fixen) Arbeitszeiten und die (in weiten Teilen der Kirchenlandschaft bestehende) Residenzpflicht sehe ich positiv und sogar als unabdingbaren “part of the job”, der eben mehr als ein Job ist.

Schwieriger zu beantworten ist für mich die Frage, ob “die Kirche” denn mich will. Oder: was “die Kirche” und die kirchenleitenden Behörden und Parlamente in diesen Tagen überhaupt wollen. Auf der einen Seite wird da vom drohenden Pfarrermangel gesprochen und für viel Geld schon unter Maturanden Nachwuchs gesucht – und auf der anderen Seite macht man sich, so mein Eindruck, sehr klein und (für mich) als Arbeitgeber, der die Kirche bei allem Zugehörigkeitsgefühl ja auch ist, etwas uninteressant: Ja, wir verlieren Mitglieder und zumindest im Kanton Zürich möglicherweise demnächst auch eine gute Einnahmequelle, und wir werden mancherlei ändern müssen – auch strukturell. Die Rede von den mageren Jahren (die so falsch ja nicht ist!) aber droht in meinen Augen zu einer self-fulfilling prophecy zu werden bzw. die Probleme zu verstärken, wenn zugleich Visionen und Perspektiven fehlen. Wohin also entwickelt sich die Kirche, und wie sieht sie in diesem Zusammenhang das Pfarramt der Zukunft? Was erwartet sie vom Nachwuchs – und was erwartet den Nachwuchs? Ich weiss es nicht, und ich kann deshalb auch nicht wissen, ob ich der Richtige dafür bin. [1]

Nachdem ich die Frage nach dem “Wollen” beim ersten Mal, vor fast einem Jahr, mit einem überzeugten “Ja” beantwortet hatte, bin ich zum jetzigen Zeitpunkt etwas zurückhaltender und meine: “vielleicht”.

Immerhin: Es bleibt noch etwas Zeit (für “die Kirche” und für mich), um herauszufinden, wohin die Reise in punkto Pfarramt geht: Ich werde die praktische Ausbildung jedenfalls sicher weiter verfolgen – und daneben bleibe ich halt auch für Anderes offen. [2]

Die Fragen nach dem “Können”, dem “Müssen” und dem “Wollen” begleiten mich also auch weiterhin auf meinem Weg. Spätestens nach dem Vikariat kann, muss, will ich möglichst abschliessende Antworten geben.

[1] Ich werde mich in späteren Einträgen wahrscheinlich ausführlicher mit diesen Fragen beschäftigen, zu denen für mich im Übrigen auch die Abgrenzung von Pfarramt und Sozialdiakonie gehört. Für den Moment – und zur Beantwortung der Frage nach dem “Wollen” – muss dieser Absatz ausreichen.
[2] Entsprechend beende ich den (in der Antwort auf die Frage nach dem Müssen angefangenen) Satz “Vorderhand bleibe ich also dabei [zu sagen, dass ich ins Pfarramt gehen “muss”] – ohne allerdings auszuschliessen, dass…” mit den Worten: “…zwei oder drei Herzen in meiner Brust schlagen, es daneben also noch andere ‘Müssens’ (und ‘Wollens’) geben könnte.”

2 Responses to “…und Wollen?”

  1. martina says:

    ok, warte gespannt auf deine Ausführungen zur Abgrenzung Pfarramt – Sozialdiakonie. 🙂 Grüessli Martina

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