Wunder, niederschwellig
Meine Hochachtung für Reinhard Mey ist den Lesern dieses Blogs seit September bekannt. So ist es keine Überraschung, dass ich den Mann hier einmal berücksichtigen muss.
Mitte der Neunziger, 1996 war es, veröffentlichte Mey auf dem auch sonst weitgehend überzeugenden Album “Leuchtfeuer” das Fünf-Minuten-und-ein-paar-zerquetschte-Juwel “Nein, ich lass dich nicht allein”. [1] Daraus hier die 2. Strophe:
Ich kram’ die Fotoalben vor. Hier, sieh mal, das war vor zwölf Jahr’n,
Da sind wir nach Saint-Jean gefahr’n
Und auch in Lourdes vorbeigekommen.
Und von der Quelle mit dem Rummel, der dir jeden Glauben raubt,
Hast du für Hans, der daran glaubt,
Einen Kanister mitgenommen.
Und als kurz vor Vic-Fézensac das Auto Kühlwasser verlor,
Holtest du den Kanister vor,
Um ihn andächtig aufzuschrauben.
Dann fülltest du den Kühler auf, ich traute meinen Augen nicht,
Doch seitdem ist der Kühler dicht!
Da soll man nicht an Wunder glauben?!
(Aus: “Nein, ich lass dich nicht allein”, Text und Musik: Reinhard Mey, Rechte: Maikäfer Musik Verlag, Berlin.)
Mit diesen Dichterworten wünsche ich den Lesern dieses Blogs eine gute Woche. Vielleicht ergreifen wir – ja: sogar wir Reformierten! – hin und wieder die Gelegenheit… und wundern uns?
[1] Den Kauf der CD kann ich besten Gewissens empfehlen. Entstanden in der zweiten “Hochzeit” von Meys Schaffen (ich zähle die Veröffentlichungen der Jahre 1971-1977 bzw. 1990-2000 zu seinen besten), enthält es mit “Lilienthals Traum” ein weiteres Meysterwerk erster Güte.
Apropos Wunder:
Ich denke du kennst das berühmte Zitat von Aurelius Augustinus von Hipo(354 – 430): “Ein Wunder geschieht nicht im Widerspruch zur Natur, sondern zu dem, was wir von der Natur wissen.” Ich denke, das dies auch in unserer naturwissenschaftlich aufgeklärten Zeit noch gilt.
Liebe Grüsse
Hans