Licht und Scheffel und so

By , 02/11/2011 17:58

Die Landeskirche des Kantons Baselland will also den Wiedereintritt erleichtern. Sie tut dies mit einem vereinfachten (Wieder-)Aufnahmeverfahren, welches keine Begründung seitens des Antragstellers mehr verlangt – und macht “mit Plakaten, Inseraten, einer neuen Homepage und vielen Buchzeichen” darauf aufmerksam.

Ich bin da skeptisch. Erfolgversprechender scheint es mir, Kantonalkirchen, Kirchgemeinden und, vor allem, wir alle würden selbstbewusster auftreten und auch abseits teurer und unpersönlicher Kampagnen erzählen, wofür die Kirche steht, was sie tut und was in ihr auch und gerade für uns Laien möglich ist. Wen dies anspricht, der wird sich der Kirche auch wieder annähern wollen und die Gründe dafür vielleicht sogar stolz äussern – möglicherweise auch im Wiederaufnahmeverfahren.

2 Responses to “Licht und Scheffel und so”

  1. Frank Lorenz says:

    Lieber Reto Studer:
    Guter Kommentar, trifft sicher allgemeine Werbeaktionen, nicht diese Aktion, die sehr zielgruppenspezifisch ist: Sie trägt der Motivation einer sehr speziellen “Teilgruppe” aller Kiricheneintrittswilligen Rechnung: Menschen, häufig im dritten Lebensviertel, mit biografisch-persönlichen Anliegen und Ereignissen (wie zum Beispiel den Wunsch nach kirchlicher Bestattung), oder nach einer überzeugende Begegnung mit einer Pfarrerin oder einem Pfarrer oder dem Erlebnis einer ansprechenden Amtshandlung (Hochzeit, Beerdigung etc.). Weiter ist diese eine Verwaltungsvereinfachung und ein Nachvollzug kirchgemeindlicher Praxis, die keine Erklärung und auch kein Glaubensbekenntnis (mehr) verlangt für Wiedereintrittswillige.

    • Reto Studer says:

      Lieber Herr Lorenz

      Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich verstehe Ihre Argumentation hinsichtlich des verringerten bürokratischen Aufwands – den Abbau solcher Schranken unterstütze ich voll und ganz. Dieses Argument ist allerdings, wie ich finde, ein rein “innerorganisatorisches”. Die Kampagne – wie ich sie verstanden habe – richtet sich ja aber doch vor allem nach aussen, an Wiedereintrittswillige. Und hier habe ich zwei grosse Fragezeichen:

      1. Wird tatsächlich jemand eher wieder eintreten wollen, wenn er/sie den Antrag nicht begründen muss? In der Regel finden doch, gerade wenn es um Angehörige der von Ihnen angegebenen Altersgruppen geht, so oder so Gespräche zwischen Pfarrer und Eintrittswilligen statt, wenn schon kein offizielles Gespräch, so doch eines zwischen Tür und Angel. Ich finde, dass eine Begründung, die ja durchaus nicht “theologisch” sein muss, nichts ist, was abschreckt – oder abschrecken sollte.

      2. Ich plädiere dafür, Kasualien als das zu sehen, was sie sind: Kasualien. Eine Taufe ist einzig und allein eine Taufe, eine Konfirmation eine Konfirmation, eine Trauung eine Trauung, eine Abdankung eine Abdankung – und keine Missionsveranstaltung. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Buchzeichen für Mitglieder-Werbung, womöglich beim Kirchenausgang “subtil” auf Augenhöhe platziert, würde mich persönlich eher abschrecken (à la: jetzt werden die Abdankung und meine Situation instrumentalisiert!) als ansprechen. Ich führe auch immer wieder gerne das Beispiel an, dass Konfirmations-Gottesdienste von Seiten der Kirche häufig so gesehen werden, dass man nun endlich die Chance habe, viele Generationen aufs Mal in der Kirche zu haben und vielleicht neu für sich zu gewinnen. Aber wertet es nicht die Konfirmation per se ab, wenn solcherlei Hintergedanken mitschwingen und eine Kausalkette geknüpft wird, die doch etwas zu einfach ist?

      Mission – im ganz unverkrampften Sinne verstanden – ist für mich alles, was Angehörige einer Religionsgemeinschaft tun und äussern, im privaten wie im öffentlichen Bereich. Dies können wir nicht an eine unpersönliche Kampagne delegieren; es ist die Aufgabe von uns allen! Nur: Tun “wir Reformierten” das auch? Ich finde: sicher zu wenig.

      Da Sie selbst in die Kampagne involviert sind, wäre ich aber sehr an Ihren Erfahrungen interessiert. Ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren. Wollen Sie mich auf dem Laufenden halten?

      Herzliche Grüsse,
      Reto Studer

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